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Die Gesellschaft ist die älteste und bedeutend-
ste AG aus der Zeit der Habsburger Monarchie.
1723 errichteten reiche flämische Kaufleute
auf Initiative des Kaiser Karl VI., der eine
eigenständige Kolonialpolitik etablieren wollte,
die Kaiserlich-Indische Compagnie. Die Firma
wurde auf 30 Jahre gegründet und erhielt das
Recht, Handel mit Ost- und Westindien zu
betreiben. Das Kapital wurde auf 6.000 Aktien
á 1.000 Gulden verteilt und war binnen weniger
Stunden gezeichnet. Recht schnell arbeitete die
Gesellschaft erfolgreich und rief so die Mächte
auf den Plan, die das Handelsmonopol auf den
Weltmeeren sicher wägten: England, Holland
und Frankreich. Die Länder verlangten die
Einstellung der Gesellschaft und drohten mit
Krieg. Nach den Kongressen in Cambrai (1724)
und Soisson (1728) wurde die Gesellschaft
1731 durch den Vertrag zu Wien aufgelöst. Die
drei Handelsmächte erklärten sich im Gegen-
zug bereit, die „pragmatische Sanktion“ anzu-
erkennen, womit der Thron der Habsburger für
Maria Theresia frei wurde. Ein äußerst erfolg-
reiches Unternehmen ist so Opfer der Politik
geworden. Das historisch bedeutende Papier ist
mit einer Kupferstichvignette, die das Wappen
der Gesellschaft zeigt, gestaltet. Dieses wird
durch den doppelköpfigen Adler, das Emblem
der Habsburgermonarchie, gekrönt.
Mindestgebot / minimum bid:
400 €
Los 726
F
Kaiserlich Indische Compagnie
Antwerpen, ca. 1729, Optionsschein zum
Bezug von Aktien, 32,7 x 20,9 cm, schwarz,
weiß, Druck auf Büttenpapier, kleinere Rand-
einrisse, Knickfalten, Loch, Kupferstichvignet-
te mit dem Wappen der Gesellschaft, OU.
Günstiger Startpreis, da stark ausgeblichen.
Die
Geburtsstunde des Derivate-Marktes!
Der erste Optionsschein der Finanzgeschich-
te! Der Warrant berechtigte in der Zeit bis
zum 25.10.1730 zum Bezug von 6 Aktien.
Der Optionsschein berechtigte zum Bezug von
Aktien der Kaiserlich-Indischen Compagnie
zum Kurs von 103 Prozent. Kaiser Karl VI.
wollte 1723 eine eigenständige Kolonialpoli-
tik etablieren. Daraufhin errichteten flämische
Kaufleute die Kaiserlich-Indische Compagnie.
Die Gesellschaft erhielt das Recht, Handel
mit Ost- und Westindien zu betreiben. 1729
schließlich wurde erstmals das Recht vergeben,
Anteile innerhalb einer gewissen Frist zu einem
vorher festgelegten Preis beziehen zu können -
die Geburtsstunde des Optionsscheins. Später
entwickelte Russell Sage den Optionsgedanken
weiter und schaffte mit seinen Ansätzen die
Grundlagen für die modernen Derivate.
Mindestgebot / minimum bid:
500 €
Los 727
EF-
Königreich Polen
08.06.1794, Bilet Skarbowy (Treasury Bill)
über 25 Zloty, Lit. B, #31712, 18 x 9,3 cm,
schwarz, weiß,
Rarität!
Mehrmals in seiner Geschichte erlebte Polen
eine Teilung. So auch Ende des 18. Jahrhun-
derts. Die Bevölkerung war entsprechend fru-
striert. 1794 kam es unter Führung von Andrzej
Tadeusz Bonawentura Kosciuszko zum Auf-
stand. In dieser Zeit wurden die Staatsanleihen
ausgegeben. Mit der Niederschlagung des Auf-
stands und der erneuten Teilung Polens durch
Russland, Preußen und Österreich wurden auch
die Staatspapiere wertlos.
Mindestgebot / minimum bid:
500 €
Los 728
VF
Koninglijcke Deense Geoctrijeerde Asi-
atse Comp.
Kopenhagen, 1736, Obligation über 2.000
Dänische Courant, #3, 32,3 x 20,5 cm, hand-
schriftlich auf Büttenpapier, rotes Lacksiegel
(teils herausgebrochen).
Obwohl Dänemark im 18. Jahrhundert nicht
mehr die politische Bedeutung wie zuvor hatte,
wuchs doch der Außenhandel des Königreiches
sehr stark an. Grund dafür waren niederlän-
dische und englische Subsiden sowie die gro-
ßen Kriege dieser Zeit mit den Möglichkeiten
hoher Konjunktur- und Inflationsgewinne. Der
Großteil des dänischen Handels lag dabei in
der Hand der 1616 zum ersten Mal und 1670
wieder gegründeten Dänisch-Ostindischen
Compagnie. Als das Unternehmen 1729 infolge
Kapitalmangels zusammenbrach, beschloss der
König 1732 die traditionsreiche Gesellschaft
noch prächtiger und pompöser als Dänisch-
Asiatische Gesellschaft neu zu errichten.
Besonders der boomende Teehandel versprach
riesige Gewinne und so erwirtschaftete die neue
Kompagnie, die ihre Aktivitäten auf Indien und
China konzentrierte, Reingewinne von mehr
als 25 Prozent pro Handelssaison. Obwohl die
Gesellschaft in ihren Aktivitäten weitgehend
von dem in Asien angehäuften englischen Kapi-
tal abhängig war, konnte sie auch in Kriegs-
zeiten prosperieren, weil englische Kaufleute
die neutrale dänische Flagge als Deckmantel
benutzten. Hauptstützpunkt in Indien war das
1620 erworbene Traquebar. Von dort aus grün-
deten die Dänen weitere Handelskontore an der
Koromandelküste, in Bengalen, Aceh (Suma-
tra), Bentam (Java) und Makassar (Belebes).
Die wichtigste Faktorei war jedoch die von
Kanton (China). Die Kriegskonjunktur von
1776 brachte der Gesellschaft, die inzwischen
der Staatsaufsicht unterstand, eine neue Blüte,
so dass 1792 das Octroy (Privileg) erneuert
wurde. Wie alle anderen Überseehandelsgesell-
schaften entstand auch der Dänisch-Asiatischen
Compagnie durch die napoleonischen Kriege
und die Handelsblockade ein schwerer Scha-
den, so dass die Geschäfte Anfang des 19.
Jahrhunderts eingestellt werden mussten. 1845
wurde das Unternehmen als letzte aller europä-
ischen Ostindien-Gesellschaften liquidiert.
Mindestgebot / minimum bid:
500 €
Los 726
Los 727
Los 728
Los 729
18. Jahrhundert
1...,71,72,73,74,75,76,77,78,79,80 82,83,84,85,86,87,88,89,90,91,...102