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Lokbau blieb aber nur ein Nebenerwerb, der
zum Teil nicht kostendeckend war und immer in
Konkurrenz zu Borsig und der Berliner Maschi-
nenbau-AG BMAG, vormals L. Schwartzkopff
stand. Der Schwerpunkt der Produktion lag im
Werkzeugmaschinenbau und bei Eisenkonstruk-
tionen. 1872 erfolgte die Umwandlung in eine
Aktiengesellschaft und die Umbenennung in F.
Wöhlert‘sche Maschinenbau-Anstalt und Eisen-
gießerei AG. Die renommierte Lokfabrik über-
lebte die auf den Gründerboom folgende Wirt-
schaftskrise Ende der 1870er Jahre nicht. Zwar
übernahm die Gesellschaft 1880 noch die bereits
1875 in Konkurs gegangene Elbinger AG für Fa-
brikation von Eisenbahnmaterial, am 25.06.1883
wurde jedoch die Liquidation beschlossen. Die
Gesellschaft war eine der faulsten Gründungen
aus der Zeit des Börsen- und Gründungsschwin-
dels von 1870 bis 1873. Bereits zur Emission
wurden Unregelmäßigkeiten bekannt und so
wurden die nicht platzierten Aktien wie Sauer-
bier angeboten. Der Journalist Otto Glagau weiß
von einem „Eingesandt“ an Saling‘s Börsenblatt.
Glagau schreibt: „Auch wurde bemerkt, dass
die Verwaltung einen recht starken Frost und
Schneefall herbeisehne, weil dann die Aufnahme
der Inventur über das im Freien herumliegende
Material unmöglich sei.“
Mindestgebot / minimum bid:
550 €
Los 359 EF-Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont
Arolsen, 01.01.1863, Blankett eines Rentenbrie-
fes über 10 Thaler im 30 Thaler Fuße, Serie II,
Lit. A, o. Nr., 36,3 x 22,5 cm, grün, schwarz, DB,
Knickfalte quer mit kleinem Einriss, R12.
Waldeck ist ein ehemaliges Fürstentum des
Deutschen Reiches, die Hauptstadt war Arolsen.
Die Grafen von Waldeck residierten hier seit
1180 und erwarben 1625 auch die Grafschaft Pyr-
schäftszweck waren Bank-, Börsen- und sonstige
Handelsgeschäfte. Die Gesellschafter-Versamm-
lung vom 29.09.1929 beschloss die Liquidation
der Firma.
Mindestgebot / minimum bid:
180 €
Los 357 VFEngelhardt-Brauerei AG
Berlin-Pankow, Februar 1918, Aktie über 1.000
Mark, später auf 300 RM umgestempelt, #3210,
25,5 x 35 cm, braun, türkis, Knickfalten, kleine
Randeinrisse, Bezugsrechtsstempel, lochentwer-
tet (RB),
nur sieben Exemplare lagen im Reichs-
bankschatz.
Die Gesellschaft wurde am 31.10.1907 mit einem
Grundkapital von einer Million Mark gegründet.
Dieses war in 1.000 Aktien eingeteilt. 1910 kam
es zu einer Erhöhung um 600.000 Mark, einge-
teilt in 600 Aktien á 1.000 Mark. Grund hierfür
war die Verschmelzung mit der Kaiserbrauerei
AG in Charlottenburg. Die Gesellschafterver-
sammlung vom 25.06.1913 beschloss eine weitere
Erhöhung um 400.000 Mark, eingeteilt in 400
Aktien zu je 1.000 Mark. 1917 kam es zur Fusion
mit der Victoria-Brauerei AG in Stralau. Im Zuge
des Zusammenschlusses wurden 1.350 Aktien zu
je 1.000 Mark ausgegeben. Zudem kam es zur
Umfirmierung in Engelhardt-Brauerei AG. Zwei
Braustätten in Pankow und Stralau wurden 1949
enteignet. Die Brauerei in Charlottenburg wur-
de 1983 stillgelegt. Die Produktion wurde in die
Schultheiß-Brauerei in Kreuzberg verlagert.
Mindestgebot / minimum bid:
240 €
Los 358 EFF. Wöhlert‘sche Maschinenbau-Anstalt und
Eisengiesserei AG
Berlin, 07.11.1881, Prioritäts-Actie über 600 Mark,
#4980, 34,2 x 26,5 cm, braun, beige, leichte Knick-
falten, KB, sehr dekorativ gestaltet mit Fabrikan-
sicht und Eisenbahn in der Randbordüre. R8.
Friedrich Wöhlert arbeitete bis 1836 bei der Neu-
en Berliner Eisengießerei und trat anschließend
in die von August Borsig gegründete Firma ein.
Hier war er bis 1841 am Bau der ersten Loko-
motive beteiligt, wechselte jedoch kurz darauf
zur Preußischen Seehandlung, um schließlich
1843 sein eigenes Werk in der Chausseestraße
unter dem Namen Maschinenfabrik und Eisen-
gießerei F. Wöhlert zu gründen. Hier baute man
Dampfmaschinen, Krane, Achsen, Eisenkon-
struktionen und schwere Werkzeugmaschinen.
1848 lieferte er die erste Lokomotive ab. Der
Bayerischen Bierbrauerei vorm. Wilhelm Struck
& Co. gegründet. In den Folgejahren erfolgten
zahlreiche Übernahmen Dortmunder Brauerei-
en: Gildebrauerei (1917), Victoriabrauerei (1920),
Löwenbrauerei vorm. Peter Overbeck (1920) und
Germaniabrauerei AG (1922). 1956 kam die
Apollinaris-Brunnen AG, 1963 die Germania-
Brauerei F. Dieninghoff AG in Münster und
1968/70 die Schwabenbräu AG in Düsseldorf
zum Konzern. 1972 entstand durch die Fusion
mit Schultheiss zur Dortmunder Union Schult-
heiss Brauerei AG die größte deutsche Geträn-
kegruppe. Seit 1988 lautet die Firma Brau und
Brunnen AG. Diese ist seit 2004 Teil der Rade-
berger-Gruppe.
Mindestgebot / minimum bid:
400 €
Los 354 VF+Dreschgenossenschaft zu Mehlen
Mehlen, 192_, Blankett eines Anteilscheins über
500 Mark, o. Nr., 21 x 27,7 cm, schwarz, grau,
Eselsohren, fleckig,
Einzelstück beim Einlieferer.
Der Erlös aus dem Verkauf der Anteilscheine
wurde zur Finanzierung der Dreschmaschi-
ne, der Schrotmühle sowie der Kreissäge der
Dreschgenossenschaft zu Mehlen verwendet.
Mindestgebot / minimum bid:
100 €
Los 355 VFDresdnerGardinen-undSpitzen-ManufacturAG
Dresden, 15.06.1885, Gründeraktie über 500
Mark, später auf 50 RM umgestempelt, #607, 25
x 32,8 cm, braun, blau, Knickfalten, kleine Rand-
einrisse teils hinterklebt, lochentwertet, Original-
Signaturen Marwitz und Siegel,
nur dieses eine
Exemplar ist uns bekannt, R12!
Die Gesellschaft wurde am 24. April 1884 gegrün-
det. Zweck waren Herstellung von Tüllgardinen,
Webspitzen, Tülle, Spezialtülle (Netze, Schleier,
Tropenschutzartikel); außerdem von Dekorations-
und Druckstoffe. Heute firmiert die Gesellschaft
als Dresdner Gardinen- und Spitzenmanufaktur
M. & S. Schröder GmbH & Co. KG.
Mindestgebot / minimum bid:
500 €
Los 356 EF-Ederkreisbank AG
Bad Wildungen, 21.01.1925, Blankett einer Aktie
über 20 RM, o. Nr., 20 x 28 cm, blau, grün, KB
hängt an, etwas verschmutzt,
Rarität.
Die Bank wurde am 13.06.1923 gegründet. Ge-
Deutschland vor 1948