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Los 162 VFNuovo Monte Sussidio non Vacabile della
Città di Firenze
Florenz, 02.06.1717, Nuovo Monte Sussidio non
Vacabile Permute, e Risegne über 93 Luoghi á
100 Dukaten, o. Nr., 19,5 x 26,5 cm, schwarz, bei-
ge, Druck auf Pergament, Knickfalte, Erhaltung
VF, papiergedecktes Siegel, OU, Holzstich-Vi-
gnetten rechts und links mit jeweils drei Broten,
in der Mitte das Wappen der Medici. Die sechs
Perlen im Wappen symbolisieren vermutlich Pil-
len, sofern - wie der Name Medici andeutet - die
Vorfahren tatsächlich Mediziner waren. Nr. 10
nach Hielscher. R8.
Alle italienischen Vorgründerstaaten (das heuti-
ge Italien entstand erst 1861 und 1870) und hier
vor allem die Kirche, hatten großen Finanzbe-
darf. Dabei machte die Toskana mit ihrer Haupt-
stadt Florenz keine Ausnahme. Die Anleihe ist
neben dem geschichtlichen Hintergrund und
dem Alter auch aufgrund ihrer Gestaltung inter-
essant. Im mittleren Teil des Zertifikates ist das
Wappen der Medici zu sehen, rechts und links
Brotsymbole. Die Medici waren durch Bank-
geschäfte reich geworden und erlangten 1434,
zunächst ohne Fürstentitel, die Herrschaft über
Florenz. 1531 wurden sie Herzöge von Florenz
und 1569 Großherzöge der Toskana. So wurden
sie schließlich zur reichsten und politisch be-
deutendsten florentinischen Familie. Der Name
Medici wurde zu einem Synonym für ungeheu-
ren Reichtum. Lesen Sie hierzu auch: „Die flo-
rentinischen Monti“ von Prof. Dr. Udo Hielscher,
erschienen im Verlag der HWPH AG.
Mindestgebot / minimum bid:
750 €
Los 163 EFThames and Severn Canal Navigation
17__, Blankett eines Bond-Zertifikats, o. Nr., 29,8
x 38,5 cm, schwarz, beige, gedruckt auf Tierhaut,
zwei Abbildungen zeigen Brücken, die über den
Kanal führen.
Der Kanal führt von Stroud nach Lechlade und
verbindet die beiden Flüsse Thames und Severn.
Durch die Verbindung war die Thames bis Lon-
don schiffbar.
Mindestgebot / minimum bid:
300 €
Los 161 VFNew South-Sea Annuities
London, 26.05.1743, New South-Sea Annuity
über £ 115.7.6, #699, 9,3 x 17,7 cm, schwarz,
weiß, Büttenpapier, Knickfalten (ein Einriss
hinterlegt), links oben restauriert, Erhaltung VF,
OU.
Die früheste New South-Sea Annuity, die
wir bisher in einer Auktion anbieten konnten!
Rarität aus einer alten Sammlung! R9.
Im August 1711 wurde die South Sea Company
gegründet. Das Gründungskapital schoss die
Gesellschaft dem englischen Staat als Kredit vor
und erhielt im Gegenzug zahlreiche Privilegien
für den Handel mit Südamerika. Dort war bisher
Spanien die vorherrschende Macht. In den ersten
beiden Jahren nahm die South Sea Company al-
lerdings nur sechs Prozent Zins vom Staat ein.
1713 erwarb die Firma dann die von Frankreich
im Frieden von Utrecht gewährte Asiento vom
englischen Staat. So durfte die South Sea Com-
pany jährlich 4.800 Sklaven in die spanischen
Kolonien Südamerikas liefern. Das Geschäft
und der Aktienkurs kamen dadurch langsam in
Fahrt. Der Kurs bewegte sich zuvor lange Zeit bei
75 bis 80 Prozent. Zur richtigen Hausse setzten
die Aktienkurse allerdings erst Anfang 1720 an,
als bekannt wurde, dass die South Sea Company
weitere Staatsschulden übernimmt. Gleichzeitig
ließ sie sich das Recht einräumen, das Kapital
so oft zu erhöhen, wie sie wollte. Zudem war sie
bei der Wahl des Ausgabepreises frei. Der Kurs
zog in den folgenden Monaten auf mehr als 300
Prozent an. Es folgten weitere, sehr erfolgreiche
Aktienemissionen. Anfang Juli 1720 kletterte der
Kurs auf 800 Prozent. Noch im gleichen Monat
wurde eine Mega-Emission von fünf Millionen
zum sagenhaften Kurs von 1.000 Prozent durch-
geführt. Das London Journal schrieb damals:
„Das Getümmel unserer Schaumschläger an
der Börse ist diese Woche so groß gewesen, dass
es alle bisher gekannten Ausmaße übertraf. Es
war nur noch ein Rennen von einem Kaffeehaus
zum anderen, von einer Taverne zur nächsten,
um Aktien zu zeichnen, zu unterschreiben,
ohne die Prospekte zu prüfen. Der allgemeine
Ruf lautete: Lasst uns um Gottes Willen zeich-
nen und unterschreiben, es ist ja gleichgültig,
was!“ Im Windschatten der Südsee-Gesellschaft
wurden weitere Unternehmen gegründet. Max
Wirth hat in seinem 1874 erschienenen Buch
„Die Geschichte der Handelskrisen“ insgesamt
202 Gründungen ausgemacht. Doch zurück zur
South Sea Company: Bei Kursen um 1.100 Pro-
zent wurde im Juli 1720 die Luft dünn. Die er-
sten Verkäufer traten auf den Plan. Bereits einen
Monat nach dem Top hatte das Papier ein Drittel
an Wert verloren. Zwei Monate später stand es
gar bei nur noch einem Zehntel seines Rekord-
standes. Mit Krediten arbeitende Spekulanten
wurden unter ihren Schulden begraben, diverse
Banken stellten ihre Zahlungen ein, und selbst
die Bank von England geriet in Schwierigkeiten.
Es war das erste Mal - und wie der Neue Markt
erneut unter Beweis gestellt hat, auch nicht das
letzte Mal in der Geschichte -, dass große Teile
der Bevölkerung Hab und Gut im Spekulations-
rausch verloren. Die Südsee-Gesellschaft über-
lebte dank Sanierungsmaßnahmen die Spekula-
tionsblase noch bis 1853.
Mindestgebot / minimum bid:
750 €
Österreich und Königin von Ungarn (mit Kroati-
en) und Böhmen zählte zu den prägenden Mon-
archen der Ära des Aufgeklärten Absolutismus.
Sie war die Ehefrau des römisch-deutschen Kai-
sers Franz I. Stephan und Mutter der späteren
römisch-deutschen Kaiser Josef II. und dessen
Nachfolger Leopold II. Nach dem Tod ihres Va-
ters übernahm sie 1740 die Regierung der habs-
burgischen Erblande, ihren Gemahl nahm sie
als Mitregenten an. Sie musste die beiden ersten
Schlesischen Kriege (1740-1742 und 1744-1745)
sowie den Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-
1748) führen. Im Bund mit England behauptete
sie jedoch ihre Länder, ausgenommen Schlesien
sowie Parma und Piacenza. Maria Theresia refor-
mierte die innere Verwaltung, auf sie gehen die
Anfänge des Generalstabs zurück. 1768 schaff-
te sie ein neues Strafgesetzbuch und acht Jah-
re später schaffte sie die Folter ab. Sie milderte
ebenfalls die bäuerliche Leibeigenschaft und die
Frondienste. Parallel dazu hob sie die Steuer-
freiheit von Adel und Klerus auf. Maria Theresia
wurde zudem zur Begründerin des Volksschul-
unterrichts in Österreich. Beim Volk war sie au-
ßerordentlich beliebt.
Mindestgebot / minimum bid:
400 €
Los 160 FKaiserlich Indische Compagnie
Antwerpen, ca. 1729, Optionsschein zum Be-
zug von Aktien, 32,7 x 20,9 cm, schwarz, weiß,
Druck auf Büttenpapier, kleinere Randeinrisse,
Knickfalten, Loch, Kupferstichvignette mit dem
Wappen der Gesellschaft, OU. Günstiger Start-
preis, da stark ausgeblichen.
Die Geburtsstunde
des Derivate-Marktes!
Der erste Optionsschein der Finanzgeschichte!
Der Warrant berechtigte in der Zeit bis zum
25.10.1730 zum Bezug von 6 Aktien. Der Opti-
onsschein berechtigte zum Bezug von Aktien
der Kaiserlich-Indischen Compagnie zum Kurs
von 103 Prozent. Kaiser Karl VI. wollte 1723
eine eigenständige Kolonialpolitik etablieren.
Daraufhin errichteten flämische Kaufleute die
Kaiserlich-Indische Compagnie. Die Gesellschaft
erhielt das Recht, Handel mit Ost- und Westindi-
en zu betreiben. 1729 schließlich wurde erstmals
das Recht vergeben, Anteile innerhalb einer ge-
wissen Frist zu einem vorher festgelegten Preis
beziehen zu können - die Geburtsstunde des
Optionsscheins. Später entwickelte Russell Sage
den Optionsgedanken weiter und schaffte mit
seinen Ansätzen die Grundlagen für die moder-
nen Derivate.
Mindestgebot / minimum bid:
400 €
18. Jahrhundert