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Einleitung
Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen auf unserer Zeitreise durch fünf Jahrhunderte Fi-
nanzgeschichte. In dem vorliegenden Katalog präsentieren wir Ihnen die
50 herausragendsten, interessantesten, für die wirtschaftliche Entwicklung
bedeutendsten sowie die seltensten Historischen Wertpapiere unserer Aukti-
on. Ich lade Sie ein, die Wertpapiere gemeinsam mit mir unter einem etwas
anderen Aspekt zu betrachten: Wie sähe die Welt heute aus, wären unsere
Vorfahren nicht so mutige Investoren und Abenteurer gewesen? Wie sähe
die Welt heute aus, hätte es diese Wertpapiere nicht gegeben? Ich weiß, das
ist vereinfacht. Aber ich bin davon überzeugt, dass diese Betrachtungsweise
uns hilft, noch besser zu verstehen, welche Schätze wir in unseren Händen
und in unseren Sammlungen haben.
Beginnen wir die Zeitreise mit der Mutter aller Aktiengesellschaften, der V.
O. C.: Am 20. März 1602 gab sie als erstes Unternehmen Anteilscheine aus,
die von ihren Ausstattungsmerkmalen her den heutigen Aktien sehr nahe
kamen. Die zuvor gegründeten Vorkompanien wurden jeweils nur für eine
Schiffsreise gegründet und dann wieder liquidiert. Mit dem Aktienkapital
und dem aus der Anleihefinanzierung eingeworbenen Mitteln verdrängte
die V. O. C., und damit die Niederlande, die Portugiesen als koloniale Vor-
macht. Die V. O. C. hatte das Monopol für das Gebiet zwischen dem Kap
der Guten Hoffnung bis westlich der Magellanstraße. Für den Handel mit
Westafrika und Amerika wurde der West-Indischen Compagnie (WIC) das
Monopol verliehen. Sie gründete Städte wie Neu-Amsterdam (New York),
Brooklyn oder Hoboken.
Sie sehen, welche unsere heutige Welt und den Geschichtsverlauf prägende Projekte mit
den Wertpapieren finanziert worden sind. Bedenkt man, dass oft nur wenige hundert oder
tausend Zertifikate ausgegeben wurden, wird die Bedeutung jedes einzelnen Papiers noch
deutlicher. Interessant ist auch ein Zertifikat der Compagnie de New-Yorck aus dem Jahr
1793. Eine Gruppe französischer Investoren wollte mit Hilfe von Schweizer Financiers im
nördlichen Teil des US-Bundesstaates New York eine Kolonie für die französische Ober-
schicht errichten. Viele reiche Franzosen flohen seinerzeit in Folge der Französischen
Revolution. Die Gesellschaft erlebte jedoch einen Rückschlag nach dem anderen und die
Financiers zogen die Daumenschrauben an: Zunächst setzten sie einen neuen Vorstand
ein und 1814 erzwangen sie schließlich die Auflösung der Gesellschaft. Dabei übernah-
men die Financiers die übrig gebliebenen Vermögensgegenstände.
Selbst im kommunistischen China finden sich zahlreiche kapitalistische Zeitzeugen, die
das Land mit geprägt haben. Als Dr. Sun Yat-sen 1912 an die Macht kam, übertrug er der
Bank of China die Rolle einer Notenbank. Dieses Privileg hatte die Bank bis 1942 inne.
Ich lade sie ein, sich selbst auf die Reise durch fünf Jahrhunderte Finanzgeschichte zu
begeben. Suchen Sie Parallelen zur heutigen Situation. Ich würde mich freuen, wenn Sie
zu unserer Versteigerung der 50 Highlights am 18. April 2015 (Beginn 15.30 Uhr, Beginn
der Hauptauktion um 11.00 Uhr) kommen. Nutzen Sie diese einzigartige Gelegenheit und
schreiben Sie Ihr eigenes Kapitel Finanzgeschichte.
Viel Freude wünscht Ihnen
Matthias Schmitt
Zertifikat der OudeWest-Indische
Compagnie aus dem Jahr 1662.
Aktie der Bank of China aus ihrem Gründungsjahr 1912.
Auf der Aktie ist der erste Präsident der Volksrepublik
China, Dr. Sun Yat-sen, abgebildet.