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Einleitung

Sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich willkommen auf unserer Zeitreise durch fünf Jahrhunderte Finanzgeschichte. In

dem vorliegenden Katalog präsentieren wir Ihnen die 50 herausragendsten, interessante-

sten, für die wirtschaftliche Entwicklung bedeutendsten sowie die seltensten Historischen

Wertpapiere unserer Auktion. Ich lade Sie ein, die Geschichten zu den nachfolgenden 50

Historischen Wertpapieren genau zu lesen und einmal auf Parallelen zu unserer heutigen

Finanz- und Wirtschaftswelt zu achten.

Das wirtschaftlich dominierende Thema der vergangenen Monate war der überraschende

Beschluss der britischen Bevölkerung aus der Europäischen Union auszutreten. Dem

Brexit voraus ging 2014 bereits eine Abstimmung über die Unabhängigkeit Schottlands

von Großbritannien. Seit England und Schottland sich im Jahr 1603 vereint haben, gab

es mehrfach Diskussionen, Kriege und Referenden über eine Spaltung. Besonders ge-

schichtsträchtig war das, was 1638 begann und oftmals als Britischer Bürgerkrieg bezeich-

net wird. Auslöser des Konfliktes waren wieder einmal religiöse Differenzen. König Karl

I beschloss 1633, dass das englische Book of Common Prayer auch

in Schottland eingeführt werden sollte, wogegen sich das Volk zur

Wehr setzte. Die Schotten finanzierten den teuren Kampf gegen die

englische Krone durch die Ausgabe einer Zwangsanleihe. 1649 wurde

schließlich die Republik ausgerufen. König Karl I wurde enthauptet.

Die Todestrafe war in der damaligen Zeit gang und gäbe. Zu beson-

ders vielen Todesurteilen kam es mehr als ein Jahrhundert später

in Zeiten der Französischen Revolution. Je nach Straftat kam eine

andere Hinrichtungsmethode zum Tragen. Adelige und Wohlhaben-

de wurden meist mit dem Richtschwert gerichtet, Ketzer auf dem

Scheiterhaufen verbrannt und Staatsverbrecher gevierteilt, während

Falschmünzer bei lebendigem Leib in einem Kessel gekocht wurden.

Der Arzt Joseph-Ignace Guillotin berief sich auf die Erklärung der

Menschen- und Bürgerrechte und forderte, dass für bestimmte Ver-

gehen ohne Ansehen des Standes die Delinquenten gleich bestraft

werden sollten, und zwar durch Enthauptung mittels der Installation

eines einfachen Mechanismus. Sein erklärtes Ziel war es, die Hin-

richtungen zu „humanisieren“ und das Leiden der Hingerichteten zu

verkürzen. Seinem Vorschlag wurde jedoch zunächst wenig Beachtung geschenkt. Doch

der Henker von Paris, Charles Henri Sanson, drängte auf eine baldige Lösung, um die

Leiden der Hinzurichtenden zu mildern. Der Professor für Chirurgie und Leibarzt des Kö-

nigs, Antoine Louis, wurde beauftragt, ein derartiges Tötungsinstrument à la Guillotin zu

entwerfen. Die Geburtsstunde der Guillotine.

Zahlreiche andere Produkte kamen unterstützt von den mit Aktien und Anleihen einge-

worbenen Finanzmitteln überhaupt erst zur Umsetzung. So produzierte der russische

Unternehmer und Pionier der Filmindustrie, Alexander Alexejewitsch Chanshonkow mit

seiner Société Anonyme A. Khanjonkow et Cie. viele bedeutende russische Filme. Darun-

ter auch „Die Verteidigung von Sewastopol“, der als erster russischer Film in voller Spiel-

filmlänge in die Kinos kam.

Ich lade Sie ein, sich selbst auf die Reise durch fünf Jahrhunderte Finanzgeschichte zu be-

geben. Suchen Sie Parallelen zur heutigen Situation. Ich würde mich freuen, wenn Sie zu

unserer Versteigerung der 50 Highlights am 15. Oktober 2016 (Beginn 15.00 Uhr, Beginn

der Hauptauktion um 11.00 Uhr) kommen. Nutzen Sie diese einzigartige Gelegenheit und

schreiben Sie Ihr eigenes Kapitel Finanzgeschichte.

Viel Freude wünscht Ihnen

Matthias Schmitt

Gründeraktie der Société Anonyme

A. Khanjonkow et Cie.

Schottische Zwangsanleihe

aus dem Jahr 1644

Wertpapier der

Société Galva- nique

mit Original-Signatur von

Joseph-Ignace Guillotin.