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bach mit 23 Jahren nach Odessa aus. Er gründete
zunächst eine Seifenfabrik, dann eine Wasser-
glasfabrik und, als andere schließlich Brauereien
gründeten, lies er sich anstecken und gründete
am 13. Januar 1890 die Brauerei Sanzenbacher.
Diese wurde 1895 von seiner Tochter und sei-
nem Schwiegersohn Friedrich Enni in eine AG
umgewandelt. Friedrich Enni stammte aus ei-
ner Brauereifamilie, die seit 1862 die Odessa-
er Brauerei F. Enni & Co. besaß. Die Brasserie
d’Odessa war mit modernster Technik ausgerü-
stet und wurde schnell zur führenden Brauerei
Odessas. Von 1920 bis 1995 hieß sie Brauerei Nr.
1 und später dann Gambrinus.
Mindestgebot / minimum bid:
800 €
Los 749 EF-Gesellschaft der Kattundruck-Manufaktur
Emil Zündel in Moskau
Moskau, ca. 1874, Anteil über 1.000 Rubel Sil-
ber, #1073, 32,7 x 25,4 cm, schwarz, oliv, OU,
Stempel, Talon, Knickfalte quer, ausgestellt auf
die Ehefrau des deutschen Untertanen Claris-
sa Emilievna Meyer-Zündel, Text in Russisch,
Name und Nennwert im Unterdruck auch in
Französisch, rückseitig Statuten in Russisch und
Französisch.
Die Gesellschaft wurde 1874 durch einen aus
Deutschland eingewanderten Textilindustriellen
gegründet. Zündel machte sich um die Stadt
Moskau so verdient, dass er und fast alle seiner
Nachkommen zu Ehrenbürgern der Stadt Mos-
kau ernannt wurden.
Mindestgebot / minimum bid:
150 €
Los 750 VFGesellschaft der Kattundruck-Manufaktur
Emil Zündel in Moskau
Moskau, ca. 1874, Anteil über 2.000 Rubel,
#3685, 32,7 x 25,4 cm, schwarz, oliv, KR, OU,
Stempel, Knickfalte quer fast komplett gebro-
chen, zwei kleine Klammerlöcher, Text in Rus-
spätere Stifter des Nobelpreises, steuerte von sei-
nem Geld einen Teil des notwendigen Kapitals
bei und blieb zeitlebens Teilhaber seiner Brüder.
Die Nobel-Brüder wurden auf diese Weise zu
den russischen Rockefellers, mithin die reich-
sten russischen Industriellen im Zarenreich. Die
Bohr- und Fördertürme von Nobel befanden sich
vornehmlich in den Vororten Bakus (Balachani,
Sabutschinsk, Ramanino, Sarbatsk, Bibi-Eybat,
auf der Insel „Swjatij“), weiterhin im Dagestaner
Gebiet (Kaitago, Tabassaransk, Birikeje) und im
Transkaukasischen Raum (Insel Tcheleken). Die
Gesellschaft besaß in Baku, der sog. „Schwarzen
Stadt“, die Raffinerien Nr. 1, 2 und 3 sowie eine
chemische Fabrik zur Herstellung von Schwefel-
säure, weißem und kaustischem Soda. Weiterhin
gehörte zum Nobel’schen Baku’er Komplex eine
eigene Maschinenfabrik, die nur für die eigenen
Förder- und Raffinierieeinrichtungen arbeitete.
In Baku und Astrachan besaß die Firma eige-
ne Docks zum Bau und zur Reparatur von Öl-
Transportschiffen, von denen die Gesellschaft
mehrere Hundert in Betrieb hatte. Erdöl und
Kerosinlager gab es in allen größeren Städten
des ganzen russischen Reiches. Die Zahl der
firmeneigenen Eisenbahn-Tankwaggons betrug
mehrere Tausend.
Mindestgebot / minimum bid:
600 €
Los 748 EFSociété Anonyme de la Brasserie d’Odessa
Odessa, 1911, Anteil über 155 Rubel, #3183, 30,7
x 23,9 cm, braun, schwarz, zweisprachig: Rus-
sisch, Französisch. R9.
1857 wanderte der Deutsche Wilhelm Sanzen-
wie der der Rothschilds. Mit seinen Wechseln
kann man durch Europa, Amerika und Asien
reisen“, schrieb die Presse der damaligen Zeit.
Die Familie war deutschen Ursprungs (Arolsen,
Fürstentum Waldeck) und kam Ende des 18.
Jahrhunderts nach Russland. Ludwig Stieglitz,
der Vater von Baron Alexander, gründete in St.
Petersburg das Bankhaus Stieglitz & Co. Anläs-
slich der Krönung des Nikolaus I. 1826 wurde
Ludwig Stieglitz der Titel „Baron“ verliehen. 15
Jahre später wurde er zum Hofbankier berufen.
Nach Vaters Tod übernahm Alexander Stieglitz
das Bankgeschäft. In St. Petersburg nannte man
ihn „König der Börse“: „Wechselkurse gibt es an
der Börse nur, wenn Baron Stieglitz anwesend
ist, sonst nicht“. Er finanzierte auch die erste
Eisenbahnstrecke Russlands zwischen Moskau
und St. Petersburg.
Mindestgebot / minimum bid:
150 €
Los 747 VFNaphta-Productions-Gesellschaft Gebrü-
der Nobel
St. Petersburg, 1910, Namens-Anteilschein über
5.000 Rubel, #562, 29,6 x 23,1 cm, braun, grau,
schwarz, KR, rechts zahlreiche Randeinrisse
und kleine Fehlstücke, Knickfalten, ausgestellt
auf die Asow-Don-Commerzbank, Goryanov
2.189.1
И
, unique, R10.
Im Jahre 1837 emigrierte der schwedische Bürger
Immanuel Nobel nach St. Petersburg. Er war als
Erfinder und Mechaniker in Stockholm bank-
rottgegangen und befand sich auf der Flucht vor
seinen Gläubigern. In St. Petersburg eröffnete
er eine Fabrik für Gewehre, Minen und andere
Waffen. Das Geschäft lief gut an und florierte bis
zum Ende des Krim-Kriegs 1856. Danach fehlten
neue Aufträge und Immanuel machte erneut
bankrott. So kehre er wieder nach Schweden zu-
rück. Er hatte vier Söhne: Robert, Ludwig, Alfred
und Emil. Die drei Älteren blieben zunächst in
St. Petersburg. Ludwig baute sich eine Maschi-
nenfabrik auf, in der er weiterhin Gewehre und
Waffen für die Marine produzierte. In das Erd-
ölgeschäft kamen die Brüder eher durch einen
Zufall. Um an ausreichende Mengen Nussbaum-
holz für die Gewehrläufe zu kommen, hatte Lud-
wig seinen Bruder Robert in den Kaukasus ge-
schickt, denn der Kaukasus war besonders reich
an Nussbaum-Wäldern. Dort, im heutigen Aser-
baidschan, wurde Robert auf die sprudelnden
Erdöl- und Kerosinquellen aufmerksam und auf
die Geschäftsmöglichkeiten, die sich mit dem Öl
ergeben könnten. Ludwig ließ sich schnell über-
zeugen, in das Ölgeschäft einzusteigen. Ihr drit-
ter Bruder Alfred, der Erfinder des Dynamits und