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den Verkauf japanischer Staatsanleihen, mit
denen 1904 bis 1905 der Russisch-Japanische
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Krieg finanziert wurde. Schiffs pro-japani
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sche Haltung begründete er mit dem starken
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Antisemitismus und den damit verbunde
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nen Pogromen im Russischen Kaiserreich.
Glaubhaft erscheint dies aufgrund der Tatsa
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che, dass während des Ersten Weltkriegs nur
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Anleihen begeben wurden, die zur Finanzie
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rung humanitärer Aufgaben dienten.
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Durch eine Vielzahl an wohltätigen Aktivi
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täten wurde Jakob H. Schiff zu einem der
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größten jüdischen Philanthropen der USA.
Unterstützung erfuhren u. a. die Boy Scouts
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of America, das American Museum of Natu
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ral History, das Metropolitan Museum of
Art, die American Fine Arts Society und
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die American Geographical Society. Ferner
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gehörte Schiff zu den Gründern der Johann
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Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/
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Main.
Otto Hermann Kahn (1867-1934)
Der in Mannheim geborene Otto Hermann
Kahn stammte aus einer jüdischen Bankiers
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familie. Im Auftrag der Deutschen Bank kam
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er 1888 zunächst nach London, ehe er fünf
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Jahre später als dann bereits britischer Staats-
bürger nach New York ging. Dort heiratete
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er 1896 Adelaide „Addie“ Wolff, die Tochter
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von Abraham Wolff und damit eines der
Teilhaber von Kuhn, Loeb & Co. Zunächst
bei Edgar Speyers „Speyer and Company“
tätig gewesen, lag Kahns Einstieg in das
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Unternehmen des Schwiegervaters nahe. Er
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war in der Folgezeit insbesondere mit der
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Finanzierung von Eisenbahnunternehmen
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erfolgreich. Kahn gehörte zudem dem Vor
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stand mehrerer Firmen an, unter anderem
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Union Pacific Railroad und Equitable Trust.
1917 nahm Kahn die amerikanische Staats
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bürgerschaft an. Bereits vor dem Ersten
Weltkrieg war er schon innerhalb des jüdi
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schen Großbürgertums von New York ein
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Exponent einer antideutschen Richtung.
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Während des Krieges wiederum trat er
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für den bedingten Verzicht der USA auf
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Kriegsschuldforderungen ein. Auch in den
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nach dem Wall Street Crash des Jahres 1929
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stattfindenden Anhörungen des US-Senats
bewies er diplomatisches Feingefühl. In den
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1920er Jahren gehörte Kahn nicht zuletzt
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deshalb zu den bekanntesten Persönlichkei
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ten der USA.
Zwischen 1914 und 1919 ließ Otto Hermann
Kahn auf Long Island einen repräsenta-
tiven Wohnsitz mit 125 Zimmern bauen.
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Das geschätzt 11 Mio. Dollar teure und
Kahns Initialen zufolge mit Oheka-Castle
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bezeichnete Herrenhaus im Renaissancestil
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war seinerzeit das zweitgrößte Privathaus
Amerikas.
Neben all diesem Luxus war Kahn aber
auch ein Philanthrop erster Klasse. Gemäß
der Devise „Ein Klavier in jeder Wohnung
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ist eine bessere Verbrechensbekämpfung als
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ein Polizist an jeder Ecke“ war er vielleicht
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sogar der einflussreichste „patron of the
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arts“: Kahn wurde zum Mäzen der Metro
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politan Opera in New York sowie vieler
anderer Opernhäuser. Er gab viel Geld für
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Theater und Ballett, holte u. a. den weltbe
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kannten Tänzer Vaslav Nijinsky in die USA.
Außerdem unterstützte er den amerikani
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schen Dichter Hart Crane, inspiriert von der
Signatur Otto Hermann Kahn
Brooklyn Bridge sein erstes und einziges
Langgedicht „The Bridge“ fertigzustellen. In
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diesem der Modernen Epik zuzuordnenden
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und 1930 erstmals veröffentlichten Gedicht
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lehnt sich Crane – ähnlich wie die ebenfalls
von Kahn unterstützten Ezra Pound (in
„Cantos“) und Eugene O‘Neill (in „Marco
Millions“) – an das bereits 1797 von Samuel
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Taylor Coleridge verfasste Gedicht „Kubla
Khan“ an. Der Vergleich von Otto Kahn und
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Kublai Khan – im 13. Jahrhundert bedeu
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tender mongolischer Herrscher, Kaiser von
China und Gründer der Yuan-Dynastie – lag
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nahe und wurde in den Gedichten scheinbar
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gerne aufgegriffen.
Eine weitere Kuriosität hinsichtlich des
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Namens gründet scheinbar in der Betätigung
Kahns als Filmproduzent. In den 1930er
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Jahren produzierte Filme wie „Unter Mexi
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kos Sonne“, „Donner über Mexiko“ und
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„Eisenstein in Mexiko“ weisen Otto Kahn
laut einer Filmdatenbank als selbigen aus
– mit dem Zusatz „as Kenneth Outwater“.
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Da unter diesem Namen auch Wertpapiere
gekauft wurden, handelt es sich jedoch kaum
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um einen fiktive Person.
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Kenneth Outwater
Selbst nach intensiver Recherche bleibt Ken-
neth Outwater ein Mysterium. Es dürfte
relativ sicher sein, dass er auch in irgendei
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ner Form zu Kuhn, Loeb & Co. gehörte.
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Verschiedene Indizien lassen darüber hinaus
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vermuten, dass Outwater so etwas wie der
verlängerte Arm von Otto H. Kahn war, d. h.
dass Kahn diverse Investments und Projekte
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auf ihn übertragen oder von ihm durchführen
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ließ. Immerhin fällt auf, dass gerade die auf
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Outwater ausgestellten Zertifikate zumeist
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auch rückseitig quasi blanko unterzeichnet
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sind, ohne dass sie verkauft wurden.
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Felix Moritz Warburg (1871-1937)
Felix M. Warburg ist der Enkel von Moses
Marcus Warburg, der - zusammen mit dessen
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Bruder Gerson Warburg – 1798 in Hamburg
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das Bankhaus M. M. Warburg & Co grün
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dete. Er wanderte 1894 in die USA aus und
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wurde dort Partner von Kuhn, Loeb & Co.
in New York. Er heiratete Frieda Schiff, die
Tochter des Seniorpartners Jacob H. Schiff.
Warburg, der 1907 amerikanischer Staats
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bürger wurde, trat verstärkt für die ameri
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kanische jüdische Gemeinschaft ein. Er war
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ein führendes Mitglied im American Jewish
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Joint Distribution Committee, das sich der
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Unterstützung notleidender Juden in Europa
nach dem Ende des 1. Weltkriegs widmete.
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Die Förderung diverser Universitäten (u. a.
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Harvard, Jerusalem) war ihm anscheinend
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genauso wichtig wie die anderer sozialer und
gesellschaftlicher Projekte, was man auch aus
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den Aktienkäufen herauslesen kann. 1908
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ließ er zudem ein repräsentatives sechsge-
schossiges Haus im neugotischen Stil an der
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Ecke von Fifth Avenue und East 92nd Street
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errichten, in welchem seit 1947 das Jüdische
Museum untergebracht ist.
Mortimer Loeb Schiff (1877-1931)
Mortimer L. Schiff war der Sohn von Jakob
H. Schiff und dessen Frau Therese. Partner
bei Kuhn, Loeb & Co. war der Banker von
1900 bis 1931. Im Mai jenen Jahres wurde
der sich sehr für die Pfadfinderbewegung
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engagierende Schiff auch zum Präsidenten
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der „Boy Scouts of America“, einer der
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größten Jugendorganisationen der USA,
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gewählt. Bereits einen Monat später verstarb
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Schiff unerwartet.
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Jerome J. Hanauer (1875-1938)
Nachdem die Chicago, Milwaukee & St. Paul
Railway in Schieflage geraten war, wurde sie
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1928 saniert und als Chicago, Milwaukee,
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St. Paul and Pacific Railroad reorganisiert.
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Dies geschah unter der Leitung von Jerome
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J. Hanauer, der als Vorstand der Hudson and
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Manhattan Railroad Company, der Indiana
and Illinois Coal Company sowie gut einem
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halben Dutzend anderer Gesellschaften und
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auch aufgrund seiner Tätigkeit bei Kuhn,
Loeb & Co. reichlich Erfahrung vorweisen
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konnte. Gegen die schwere Weltwirtschafts
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krise konnte jedoch auch er nichts mehr
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unternehmen. Folglich ging die Bahn 1935
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erneut in Konkurs. Von Hanauer ist zudem
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bekannt, dass er bei der War Finance Cor-
poration als Assistant Secretary of the Tre-
asury aktiv war. Vorstand dieser Gesellschaft
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war Eugene Meyer, langjähriger Inhaber der
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Washington Post und das erste Oberhaupt
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der Weltbank.
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Benjamin J. Buttenwieser (1900-1991)
Buttenwieser trat bereits mit 18 Jahren in
das international bekannte Bankhaus Kuhn,
Loeb & Co. ein, 1932 wurde er dort dann
auch General Partner. Zuvor heiratete er
1929 Helen Lehman Buttenwieser, die sich
als Anwältin überwiegend für die Rechte
von Frauen und Kindern einsetzte. Unbe
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wusst wurden also auch hier schon – wenn
auch privater Natur – Verbindungen zur
Lehman-Familie hergestellt, gleichwohl
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auch Buttenwieser den späteren Verlauf der
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Geschichte keineswegs erahnen konnte. Wie
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vorher bereits sein Vater und später auch sein
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Sohn engagierte er sich bei der „Federation
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of Jewish Philanthropies of New York“,
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dem Vorgänger der heutigen „United Jewish
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Appeal-Federation of Jewish Philanthropies
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of New York“ (UJA). Zudem war er Mit
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glied des „American Jewish Committee“.
1949 wurde der fließend Deutsch sprechende
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Buttenwieser zum Stellvertreter des amerika
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nischen Hohen Kommissars für Deutschland
(John McCloy) ernannt. In dieser Position
sah er sich des Öfteren genötigt, Kritik an
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der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung
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– hauptsächlich in puncto Besatzungskosten,
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Steuergesetzgebung und Bemessung der
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deutschen Kohlenexportquote – zu äußern.
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Signatur Kenneth Outwater
Signatur Jerome J. Hanauer
Signatur Buttenwieser