33. Auktion für Historische Wertpapiere Auktion 26 April 2014 - page 25

25
Ruf lautete: Lasst uns um Gottes Willen zeich-
nen und unterschreiben, es ist ja gleichgültig,
was!“ Im Windschatten der Südsee-Gesellschaft
wurden weitere Unternehmen gegründet. Max
Wirth hat in seinem 1874 erschienenen Buch
?Die Geschichte der Handelskrisen? insgesamt
202 Gründungen ausgemacht. Doch zurück zur
South Sea Company: Bei Kursen um 1.100 Pro-
zent wurde im Juli 1720 die Luft dünn. Die er-
sten Verkäufer traten auf den Plan. Bereits einen
Monat nach dem Top hatte das Papier ein Drittel
an Wert verloren. Zwei Monate später stand es
gar bei nur noch einem Zehntel seines Rekord-
standes. Mit Krediten arbeitende Spekulanten
wurden unter ihren Schulden begraben, diverse
Banken stellten ihre Zahlungen ein, und selbst
die Bank von England geriet in Schwierigkeiten.
Es war das erste Mal - und wie der Neue Markt
erneut unter Beweis gestellt hat, auch nicht das
letzte Mal in der Geschichte -, dass große Teile
der Bevölkerung Hab und Gut im Spekulations-
rausch verloren. Die Südsee-Gesellschaft über-
lebte dank Sanierungsmaßnahmen die Spekula-
tionsblase noch bis 1853.
Mindestgebot / minimum bid:
1.000 €
Los 134
VF
Plantage Driesveld - Colonie van Surinamen
Rotterdam, Mai 1772, 5 % Obligation über 1.000
Gulden, #128, 38,3 x 24,6 cm, schwarz, beige,
DB, Druck auf Büttenpapier, innen Quittungen
über Zinszahlungen, Knickfalten quer mit Ein-
rissen, Rand ungleichmäßig, papiergedecktes
Siegel,
Rarität.
Die hier angebotene Anleihe war Teil eines für
die damalige Zeit geradezu revolutionären Fi-
nanzsystems: Die holländischen Unternehmer
im südamerikanischen Surinam (1667 bis 1975
holländische Kolonie) benötigten zum Aufbau
und Unterhalt ihrer umfangreichen Zucker-
rohr-, Kaffee- und Kakaoplantagen hohe Kredite,
die sie von den Banken erhielten, nachdem sie
ihre Ländereien als Pfand gegeben hatten. Die
Bankinstitute gaben über die Schuldsummen
der Pflanzer Anleihen aus, die - in kleine Beträge
aufgeteilt - an Leute, die ihr Sparguthaben anle-
gen wollten, verkauft wurden. Dieses Knowhow
gelangte später auch zum Berliner Kaufmann
Bühring, einem Vertrauten des preußischen Kö-
nigs Friedrich II. Auf dieser Grundlage schuf der
Herrscher den Pfandbrief. Finanzhistorisch also
ein bedeutendes Stück!
Mindestgebot / minimum bid:
250 €
OU Rutgerus Braamcamp. Rarität aus einer alten
Sammlung!
Mindestgebot / minimum bid:
280 €
Los 133
VF
New South-Sea Annuities
London, 26.05.1743, New South-Sea Annuity
über £ 115.7.6, #699, 9,3 x 17,7 cm, schwarz,
weiß, Büttenpapier, Knickfalten (ein Einriss
hinterlegt), links oben restauriert, Erhaltung VF,
OU. Die früheste New South-Sea Annuity,
die
wir bisher in einer Auktion anbieten konnten!
Rarität aus einer alten Sammlung!
Im August 1711 wurde die South Sea Company
gegründet. Das Gründungskapital schoss die
Gesellschaft dem englischen Staat als Kredit vor
und erhielt im Gegenzug zahlreiche Privilegien
für den Handel mit Südamerika. Dort war bisher
Spanien die vorherrschende Macht. In den ersten
beiden Jahren nahm die South Sea Company al-
lerdings nur sechs Prozent Zins vom Staat ein.
1713 erwarb die Firma dann die von Frankreich
im Frieden von Utrecht gewährte Asiento vom
englischen Staat. So durfte die South Sea Com-
pany jährlich 4.800 Sklaven in die spanischen
Kolonien Südamerikas liefern. Das Geschäft
und der Aktienkurs kamen dadurch langsam in
Fahrt. Der Kurs bewegte sich zuvor lange Zeit bei
75 bis 80 Prozent. Zur richtigen Hausse setzten
die Aktienkurse allerdings erst Anfang 1720 an,
als bekannt wurde, dass die South Sea Company
weitere Staatsschulden übernimmt. Gleichzeitig
ließ sie sich das Recht einräumen, das Kapital
so oft zu erhöhen, wie sie wollte. Zudem war sie
bei der Wahl des Ausgabepreises frei. Der Kurs
zog in den folgenden Monaten auf mehr als 300
Prozent an. Es folgten weitere, sehr erfolgreiche
Aktienemissionen. Anfang Juli 1720 kletterte der
Kurs auf 800 Prozent. Noch im gleichen Monat
wurde eine Mega-Emission von fünf Millionen
zum sagenhaften Kurs von 1.000 Prozent durch-
geführt. Das London Journal schrieb damals:
„Das Getümmel unserer Schaumschläger an
der Börse ist diese Woche so groß gewesen, dass
es alle bisher gekannten Ausmaße übertraf. Es
war nur noch ein Rennen von einem Kaffeehaus
zum anderen, von einer Taverne zur nächsten,
um Aktien zu zeichnen, zu unterschreiben,
ohne die Prospekte zu prüfen. Der allgemeine
Druck auf Büttenpapier, Knickfalte längs, kleiner
Randeinriss, sonst EF, OU, dekoratives Wappen.
Der Bergmann Christian Storck hat „auf das
Quartal vom 23. Okt. 1777 bis 23. Jan. Anno 1778
Zubuß bezahlt 3 Gulden“.
Mindestgebot / minimum bid:
120 €
Los 131
EF
Kaiserlich Indische Compagnie
Antwerpen, 13.08.1723, Gründeraktie über 1.000
Gulden, #13, 31,7 x 20 cm, schwarz, weiß, herrli-
cher Kupferstich mit Wappen, die Summe von
1.000 Gulden wurde in vier Raten á 250 Gulden
eingezahlt, was auf der Aktie dokumentiert ist,
Original-Signaturen, unter anderem von Pietro
de Proli. Es gibt mindestens vier verschiedene
Wasserzeichen bei den Papieren der Kaiserlich
Indischen Compagnie. Im vorliegenden Fall ist
es eine Krone mit den Buchstaben CR.
„Die Gesellschaft ist die älteste und bedeutend-
ste AG aus der Zeit der Habsburger Monarchie.
1723 errichteten reiche flämische Kaufleute auf
Initiative des Kaiser Karl VI., der eine eigenstän-
dige Kolonialpolitik etablieren wollte, die Kaiser-
lich-Indische Compagnie. Die Firma wurde auf
30 Jahre gegründet und erhielt das Recht, Han-
del mit Ost- und Westindien zu betreiben. Das
Kapital wurde auf 6.000 Aktien á 1.000 Gulden
verteilt und war binnen weniger Stunden ge-
zeichnet. Recht schnell arbeitete die Gesellschaft
erfolgreich und rief so die Mächte auf den Plan,
die das Handelsmonopol auf den Weltmeeren si-
cher wägten: England, Holland und Frankreich.
Die Länder verlangten die Einstellung der Ge-
sellschaft und drohten mit Krieg. Nach den Kon-
gressen in Cambrai (1724) und Soisson (1728)
wurde die Gesellschaft 1731 durch den Vertrag zu
Wien aufgelöst. Die drei Handelsmächte erklär-
ten sich im Gegenzug bereit, die „pragmatische
Sanktion“ anzuerkennen, womit der Thron der
Habsburger für Maria Theresia frei wurde. Ein
äußerst erfolgreiches Unternehmen ist so Opfer
der Politik geworden. Das historisch bedeutende
Papier ist mit einer Kupferstichvignette, die das
Wappen der Gesellschaft zeigt, gestaltet. Dieses
wird durch den doppelköpfigen Adler, das Em-
blem der Habsburgermonarchie, gekrönt.
Mindestgebot / minimum bid:
300 €
Los 132
VF
Koffy-Plantages en eene Suyker-Plantage -
Rutgerus Braamcamp
Amsteldam, 09.01.1765, 5 % Obligation über
1.000 Gulden, #5, 32,5 x 20 cm, schwarz, beige,
handschriftlich auf Büttenpapier, rotes Lacksie-
gel, Fadenheftung, Knickfalten, Randeinrisse,
18. Jahrhundert
1...,15,16,17,18,19,20,21,22,23,24 26,27,28,29,30,31,32,33,34,35,...100