61. Auktion fur Historische Wertpapiere Teil 1 Auktion 3 September 2022

31 über £ 50, Inscribed stock certificate for £ 50 of joint stock for which the buyer paid £ 43.15, o. Nr., 14,6 x 17,7 cm, schwarz, beige, Knickfalten, zwei Stellen mit Papierverlust. Im August 1711 wurde die South Sea Company gegründet. Das Gründungskapital schoss die Gesellschaft dem englischen Staat als Kredit vor und erhielt im Gegenzug zahlreiche Privilegien für den Handel mit Südamerika. Dort war bisher Spanien die vorherrschende Macht. In den ersten beiden Jahren nahm die South Sea Company al- lerdings nur sechs Prozent Zins vom Staat ein. 1713 erwarb die Firma dann die von Frankreich im Frieden von Utrecht gewährte Asiento vom englischen Staat. So durfte die South Sea Com- pany jährlich 4.800 Sklaven in die spanischen Kolonien Südamerikas liefern. Das Geschäft und der Aktienkurs kamen dadurch langsam in Fahrt. Der Kurs bewegte sich zuvor lange Zeit bei 75 bis 80 Prozent. Zur richtigen Hausse setzten die Aktienkurse allerdings erst Anfang 1720 an, als bekannt wurde, dass die South Sea Company weitere Staatsschulden übernimmt. Gleichzeitig ließ sie sich das Recht einräumen, das Kapital so oft zu erhöhen, wie sie wollte. Zudem war sie bei der Wahl des Ausgabepreises frei. Der Kurs zog in den folgenden Monaten auf mehr als 300 Prozent an. Es folgten weitere, sehr erfolgreiche Aktienemissionen. Anfang Juli 1720 kletterte der Kurs auf 800 Prozent. Noch im gleichen Monat wurde eine Mega-Emission von fünf Millionen zum sagenhaften Kurs von 1.000 Prozent durch- geführt. Das London Journal schrieb damals: „Das Getümmel unserer Schaumschläger an der Börse ist diese Woche so groß gewesen, dass es alle bisher gekannten Ausmaße übertraf. Es war nur noch ein Rennen von einem Kaffeehaus zum anderen, von einer Taverne zur nächsten, um Aktien zu zeichnen, zu unterschreiben, ohne die Prospekte zu prüfen. Der allgemeine Ruf lautete: Lasst uns um Gottes Willen zeich- nen und unterschreiben, es ist ja gleichgültig, was!“ Im Windschatten der Südsee-Gesellschaft wurden weitere Unternehmen gegründet. Max Wirth hat in seinem 1874 erschienenen Buch „Die Geschichte der Handelskrisen“ insgesamt 202 Gründungen ausgemacht. Doch zurück zur South Sea Company: Bei Kursen um 1.100 Pro- zent wurde im Juli 1720 die Luft dünn. Die er- sten Verkäufer traten auf den Plan. Bereits einen Monat nach dem Top hatte das Papier ein Drittel an Wert verloren. Zwei Monate später stand es gar bei nur noch einem Zehntel seines Rekord- standes. Mit Krediten arbeitende Spekulanten wurden unter ihren Schulden begraben, diverse Banken stellten ihre Zahlungen ein, und selbst die Bank von England geriet in Schwierigkeiten. Es war das erste Mal - und wie der Neue Markt erneut unter Beweis gestellt hat, auch nicht das letzte Mal in der Geschichte -, dass große Teile der Bevölkerung Hab und Gut im Spekulations- rausch verloren. Die Südsee-Gesellschaft über- lebte dank Sanierungsmaßnahmen die Spekula- tionsblase noch bis 1853. Mindestgebot / minimum bid: 300 € ten sich im Gegenzug bereit, die „pragmatische Sanktion“ anzuerkennen, womit der Thron der Habsburger für Maria Theresia frei wurde. Ein äußerst erfolgreiches Unternehmen ist so Opfer der Politik geworden. Das historisch bedeutende Papier ist mit einer Kupferstichvignette, die das Wappen der Gesellschaft zeigt, gestaltet. Dieses wird durch den doppelköpfigen Adler, das Em- blem der Habsburgermonarchie, gekrönt. Mindestgebot / minimum bid: 220 € Los 177 EF Kaiserlich Indische Compagnie Antwerpen, 13.08.1723, Gründeraktie über 1.000 Gulden, #3, 31,7 x 20 cm, schwarz, weiß, braune Flecken am linken Rand, herrlicher Kupferstich mit Wappen, die Summe von 1.000 Gulden wur- de in vier Raten á 250 Gulden eingezahlt, was auf der Aktie dokumentiert ist, Original-Signaturen, unter anderem von Pietro de Proli. Es gibt min- destens vier verschiedene Wasserzeichen bei den Papieren der Kaiserlich Indischen Compagnie. Im vorliegenden Fall ist es eine Krone mit den Buchstaben CR. Extrem niedrige Nummer! Mindestgebot / minimum bid: 220 € Los 178 VF Maastricht: Deklaration von Loye van Bor- ne und Johan van Ophem Maastricht, 1461, Deklaration von Loye van Bor- ne und Johan van Ophem, zwei Maastrichter Stadträten, bezüglich Liegenschaften, Mieten und Rückzahlungen in Maastricht (die Stadt wird nicht erwähnt, doch waren beide Männer dort sehr prominent), Manuskript in Hollän- disch und Deutsch, 12 Zeilen, Wachssiegel mit guter Prägung, 7,8 x 26 cm, Knickfalten, R12. Mindestgebot / minimum bid: 500 € Los 179 VF Old South-Sea Annuities London, 05.05.1766, Old South-Sea Annuities Los 175 VF Irish Government Life Annuities Dublin, 25.12.1779, £ 7.10 Life Annuity for £ 100, 2nd Class, #50, 25,5 x 34,2 cm, schwarz, beige, Knickfalten mit Randeinrissen, Rand etwas ge- bräunt. Mindestgebot / minimum bid: 450 € Los 176 VF+ Kaiserlich Indische Compagnie Antwerpen, 13.08.1723, Gründeraktie über 1.000 Gulden, #29, 31,7 x 20 cm, schwarz, weiß, rechts unten minimales Fehlstück, sonst EF, herrli- cher Kupferstich mit Wappen, die Summe von 1.000 Gulden wurde in vier Raten á 250 Gulden eingezahlt, was auf der Aktie dokumentiert ist, Original-Signaturen, unter anderem von Pietro de Proli. Es gibt mindestens vier verschiedene Wasserzeichen bei den Papieren der Kaiserlich Indischen Compagnie. Im vorliegenden Fall ist dies ein Wappen. Die Gesellschaft ist die älteste und bedeutendste AG aus der Zeit der Habsburger Monarchie. 1723 errichteten reiche flämische Kaufleute auf Initia- tive des Kaiser Karl VI., der eine eigenständige Kolonialpolitik etablieren wollte, die Kaiserlich- Indische Compagnie. Die Firma wurde auf 30 Jahre gegründet und erhielt das Recht, Handel mit Ost- und Westindien zu betreiben. Das Ka- pital wurde auf 6.000 Aktien á 1.000 Gulden verteilt und war binnen weniger Stunden ge- zeichnet. Recht schnell arbeitete die Gesellschaft erfolgreich und rief so die Mächte auf den Plan, die das Handelsmonopol auf den Weltmeeren si- cher wägten: England, Holland und Frankreich. Die Länder verlangten die Einstellung der Ge- sellschaft und drohten mit Krieg. Nach den Kon- gressen in Cambrai (1724) und Soisson (1728) wurde die Gesellschaft 1731 durch den Vertrag zu Wien aufgelöst. Die drei Handelsmächte erklär- 18. Jahrhundert

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