50 Highlights Wertpapiere Teil 2 der 35. Auktion - page 3

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Einleitung
Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen auf unserer Zeitreise durch sechs Jahrhunderte Fi-
nanzgeschichte. In dem vorliegenden Katalog präsentieren wir Ihnen die
50 herausragendsten, interessantesten, für die wirtschaftliche Entwicklung
bedeutendsten sowie die seltensten Historischen Wertpapiere unserer Aukti-
on. Ich lade Sie ein, die Geschichten zu den nachfolgenden 50 Historischen
Wertpapieren genau zu lesen und einmal auf Parallelen zu unserer heutigen
Finanz- und Wirtschaftswelt zu achten. Besonders lehrreich ist die Geschich-
te zur Bank of England. Ende des 17. Jahrhunderts gelang einer Gruppe
reicher Geschäftsleute ein kleines Wunder: Binnen weniger Jahre akzeptierte
die Bevölkerung kleine „Papierzettel“ (Banknoten) als Tauschmittel genauso
wie zuvor Gold und Silber. Als Sicherheiten für diese „Papierzettel“ dienten
neben den Goldbeständen auch Annuities, also englische Staatsschulden.
Durch diese Monetisierung der Staatsschulden stand der Wirtschaft Geld zur
Verfügung und sie expandierte. An eine Rückführung der Staatsverschul-
dung wurde gar nicht gedacht, hätte sie doch die für die Wirtschaft zur Ver-
fügung stehende Geldmenge wieder reduziert.
Kommen Ihnen diese Gedanken irgendwie bekannt vor? Auch heute noch
herrscht – momentan vor allem innerhalb der Euro-Zone – Streit darüber, ob über eine
steigende Staatsverschuldung die Konjunktur angekurbelt werden soll, oder ob die Zinslast
irgendwann nicht mehr tragfähig ist, und die Staatsschulden deshalb zurückgeführt wer-
den müssen. Bei all diesen Diskussionen sollten wir eines nie vergessen: Der Grund dafür,
dass diese „Papierzettel“ oder unsere Kreditkarte überhaupt irgendeinen Wert haben, liegt
im Vertrauen darauf, dass man für das Geld einen Gegenwert bekommt. Vertrauen ist aber
schnell verspielt, wie wir – vor allem in Deutschland – bereits zwei Mal im letzten Jahrhun-
dert erfahren mussten. Mein Großvater (1909-1986) hat mir als kleines Kind daher immer
eines gesagt: „Geld ist ein Zahlungsmittel, kein Wertaufbewahrungsmittel“. Vielen ist das
gar nicht mehr bewusst. Sie besitzen eine Art Ur-Vertrauen: Geld hatte immer seinen Wert
behalten (abgesehen von ein paar Prozent Inflation). Hätten sie dieses nicht und dafür
etwas mehr Bildung in Sachen Finanzgeschichte, breite Bevölkerungsschichten würden
heute gegen die Politik der Europäischen Zentralbank auf die Straßen gehen, aus Angst
vor dem, was nach dem ganzen Gelddrucken kommt.
Die angebotenen Historischen Wertpapiere zeigen uns aber noch etwas ganz anderes:
Viele mutige Unternehmerleistungen wurden überhaupt erst durch Aktien realisierbar. Ob
American Express, die Standard Oil Company oder Linde, all diese Firmen hatten einen
oder mehrere geniale Köpfe und den Zugang zum Kapitalmarkt. Über Letzteren erhielten
sie die Finanzmittel, um ihre waghalsigen Projekte zu finanzieren und zu realisieren. Die
Firmen holten sich auf dem Kapitalmarkt jedoch nicht nur Eigenkapital, sondern auch
Fremdkapital. Sie gaben Anleihen aus und machten das vermögende Volk so zu ihrem
Gläubiger. Heute geschieht das meist nur noch bei sehr großen Firmen und auch dort sind
meist Banken und Versicherungen die größten Anleihegläubiger. Fremdkapital holen sich
kleinere Gesellschaften meist bei Banken. Und was geschieht, wenn diese kein Vertrauen
in die allgemeine Wirtschaftsentwicklung haben, sieht man derzeit: Die Kreditvergabe
stockt. Wird unser System zudem dadurch stabiler, dass vor allem in Europa, und hier vor
allem in Deutschland, Anleger ihr Geld zur Bank tragen oder in Lebensversicherungen in-
vestieren statt es gestreut direkt in Aktien und Anleihen zu investieren? Ich denke, die seit
2008 schwelende Finanzkrise hat uns gezeigt, dass es wichtiger denn je ist, die Risiken in
ganz kleinen Portionen auf viele Schultern zu verteilen, statt sie bei wenigen Finanz- und
Versicherungskonzernen in Produkte, die vermeintlich kein Risiko haben, zu transformie-
ren. Dort sehen wir das Risiko nicht, aber es ist vorhanden.
Ich lade sie ein, sich selbst auf die Reise durch sechs Jahrhunderte Finanzgeschichte zu be-
geben. Suchen Sie Parallelen zur heutigen Situation. Ich würde mich freuen, wenn Sie zu
unserer Versteigerung der 50 Highlights am 18. Oktober 2014 (Beginn 14.30 Uhr, Beginn
der Hauptauktion um 11.00 Uhr) kommen. Nutzen Sie diese einzigartige Gelegenheit und
schreiben Sie Ihr eigenes Kapitel Finanzgeschichte.
Viel Freude wünscht Ihnen
Matthias Schmitt
Der Hafenbau von Haidar Pascha
(Istanbul) wurde mit Hilfe dieser
Schuldverschreibung finanziert.
Exchequer Bill der Bank of England aus dem Jahr 1709:
Vertrauen in dieWerthaltigkeit der ausgegebenen Bank-
noten war die Basis ihres großen Erfolgs.
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