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Original-Signatur William Bingham!
William Bingham (1752-1804) erarbeitete sich
bereits in jungen Jahren ein Vermögen in West-
indien. Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten
Staaten gründete er 1781 die Pennsylvania
Bank. Als President der Philadelphia and Lan-
caster Turnpike war er einer der Pioniere des
amerikanischen Straßenbaus. Die Gesellschaft
kassierte noch bis 1911 Mautgebühren, ehe
der Staat Pennsylvania die Firma übernahm.
Bingham durfte noch selbst die Früchte seiner
harten Arbeit ernten: Er war der erste Dollar-
Millionär.
Mindestgebot / minimum bid:
500 €
Los 132
EF-
Philadelphia and LancasterTurnpike Road
Philadelphia, 16.03.1795, 1 Share, #912, 19,5 x
23,5 cm, Abbildung der frühen Mautstraße, Zoll-
haus, Gatter sowie Planwagen, Trockensiegel,
zwei Knickfalten längs, Gründerstück, gedruckt
auf Tierhaut, Übertragungsvermerke bis 1899,
Original-Signatur William Bingham!
Mindestgebot / minimum bid:
500 €
Los 133
EF-
Plantage Rio Essequebo en Rio Demmerary
Amsterdam, 06.01.1775, 6 % Obligation über
1.000 Gulden, #1754, 40 x 25,8 cm, schwarz,
beige, Druck auf Büttenpapier, DB, Knickfalte
quer, sonst EF.
Die hier angebotene Anleihe war Teil eines
für die damalige Zeit geradezu revolutionären
Finanzsystems: Die holländischen Unternehmer
im südamerikanischen Surinam (1667 bis 1975
holländische Kolonie) benötigten zum Aufbau
und Unterhalt ihrer umfangreichen Zuckerrohr-,
Kaffee- und Kakaoplantagen hohe Kredite, die
sie von den Banken erhielten, nachdem sie
ihre Ländereien als Pfand gegeben hatten. Die
Bankinstitute gaben über die Schuldsummen der
Pflanzer Anleihen aus, die - in kleine Beträge
aufgeteilt - an Leute, die ihr Sparguthaben anle-
gen wollten, verkauft wurden. Dieses Knowhow
gelangte später auch zum Berliner Kaufmann
Bühring, einem Vertrauten des preußischen
Königs Friedrich II. Auf dieser Grundlage schuf
der Herrscher den Pfandbrief. Finanzhistorisch
also ein bedeutendes Stück!
Mindestgebot / minimum bid:
130 €
Los 134
VF-
Real Compañia de Filipinas
15.07.1785, Gründeremission, Accion de 250
Pesos, #15281, 35,5 x 25,6 cm, schwarz, weiß,
extrem dekorative Gestaltung, E85-2 nach Kip-
fer, Plattentyp 1. Künstler: C. Acuna, Stecher:
Fernando Selma, fachgerecht restauriert, Rand-
fehlstücke oben ersetzt. OU, rückseitig hand-
schriftliche Indossamente, die letzte Eintragung
erfolgte 1834.
Die spanische Handelsgesellschaft wurde
gegründet, um die Ausfuhr verschiedener Güter
in die Kolonien zu bewältigen. Im Gegenzug
sollte die Gesellschaft dafür Silber ins Land
bringen. Die Firma erhielt die Freihandelsli-
zenz für Indien und China. Als im September
1789 ein Erlass über die Handelsfreiheit für
ausländische Textilien verkündet wurde, fiel
das Monopol. Die Auflösung der Gesellschaft
stand im Raum, scheiterte aber am Widerstand
der Aktionäre. 1834 ging die Firma dann in
Konkurs.
Mindestgebot / minimum bid:
450 €
Los 135
EF
South-Sea Company - Governor and Com-
pany of Merchants of Great Britain to the
South-Seas, and other Parts of America
London, 25.12.1721, Receipt über die Zahlung
von £ 200, entsprechend 5 % der Summe von
4.000 Pfund, die Frau Elizabeth Bristow von
der South-Sea geliehen bekam, o. Nr. 33 x 20,8
cm, schwarz, beige, Druck auf Büttenpapier,
drei Knickfalten quer, sonst EF, OU.
Im August 1711 wurde die South Sea Company
gegründet. Das Gründungskapital schoss die
Gesellschaft dem englischen Staat als Kredit
vor und erhielt im Gegenzug zahlreiche Pri-
vilegien für den Handel mit Südamerika. Dort
war bisher Spanien die vorherrschende Macht.
In den ersten beiden Jahren nahm die South
Sea Company allerdings nur sechs Prozent Zins
vom Staat ein. 1713 erwarb die Firma dann die
von Frankreich im Frieden von Utrecht gewähr-
te Asiento vom englischen Staat. So durfte die
South Sea Company jährlich 4.800 Sklaven
in die spanischen Kolonien Südamerikas lie-
fern. Das Geschäft und der Aktienkurs kamen
dadurch langsam in Fahrt. Der Kurs bewegte
sich zuvor lange Zeit bei 75 bis 80 Prozent.
Zur richtigen Hausse setzten die Aktienkurse
allerdings erst Anfang 1720 an, als bekannt
wurde, dass die South Sea Company weitere
Staatsschulden übernimmt. Gleichzeitig ließ
sie sich das Recht einräumen, das Kapital so
oft zu erhöhen, wie sie wollte. Zudem war
sie bei der Wahl des Ausgabepreises frei. Der
Kurs zog in den folgenden Monaten auf mehr
als 300 Prozent an. Es folgten weitere, sehr
erfolgreiche Aktienemissionen. Anfang Juli
1720 kletterte der Kurs auf 800 Prozent. Noch
im gleichen Monat wurde eine Mega-Emission
von fünf Millionen zum sagenhaften Kurs von
1.000 Prozent durchgeführt. Das London Jour-
nal schrieb damals: „Das Getümmel unserer
Schaumschläger an der Börse ist diese Woche
so groß gewesen, dass es alle bisher gekannten
Ausmaße übertraf. Es war nur noch ein Rennen
von einem Kaffeehaus zum anderen, von einer
Taverne zur nächsten, um Aktien zu zeichnen,
zu unterschreiben, ohne die Prospekte zu prü-
fen. Der allgemeine Ruf lautete: Lasst uns um
Gottes Willen zeichnen und unterschreiben,
es ist ja gleichgültig, was!“ Im Windschatten
der Südsee-Gesellschaft wurden weitere Unter-
nehmen gegründet. Max Wirth hat in seinem
1874 erschienenen Buch „Die Geschichte der
Handelskrisen“ insgesamt 202 Gründungen
ausgemacht. Doch zurück zur South Sea Com-
pany: Bei Kursen um 1.100 Prozent wurde im
Juli 1720 die Luft dünn. Die ersten Verkäufer
traten auf den Plan. Bereits einen Monat nach
dem Top hatte das Papier ein Drittel an Wert
verloren. Zwei Monate später stand es gar bei
nur noch einem Zehntel seines Rekordstandes.
Mit Krediten arbeitende Spekulanten wurden
unter ihren Schulden begraben, diverse Banken
stellten ihre Zahlungen ein, und selbst die Bank
von England geriet in Schwierigkeiten. Es
war das erste Mal - und wie der Neue Markt
erneut unter Beweis gestellt hat, auch nicht das
letzte Mal in der Geschichte -, dass große Teile
der Bevölkerung Hab und Gut im Spekulati-
onsrausch verloren. Die Südsee-Gesellschaft
überlebte dank Sanierungsmaßnahmen die Spe-
kulationsblase noch bis 1853.
Mindestgebot / minimum bid:
350 €
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Los 131
Los 132
Los 133
Los 134
Los 135
18. Jahrhundert