75 Highlights Teil 2 der 61. Auktion für Historische Wertpapiere Part 2 of the 61st Auction for Old Stocks and Bonds

3 Einleitung Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen auf unserer Zeitreise durch acht Jahrhunderte Finanz- geschichte. In dem vorliegenden Katalog präsentieren wir Ihnen die 75 her- ausragendsten, interessantesten, für die wirtschaftliche Entwicklung bedeu- tendsten sowie die seltensten Historischen Wertpapiere unserer Auktion. Wenn ich mich nach diesem doch eher mauen ersten Halbjahr an den Ak- tienmärkten mit anderen Anlegern unterhalte, so spüre ich immer wieder, dass diese alle möglichen Argumente gegen Investments anführen: Da ist der schreckliche Krieg der Russen gegen die Ukraine, die Unsicherheit, ob wir im Winter genügend Gas haben werden, oder galoppierende Inflation. Es gibt genug Gründe, nicht zu investieren. Ein schönes Beispiel liefert hier die Preussische See-Assecuranz-Compagnie aus Stettin. Bereits 1770 hatte die in Berlin konzessionierte See-Assecuranz- Gesellschaft eine Filiale in Stettin eröffnet. Das Angebot stieß auf wenig Reso- nanz und so stellte sie die Tätigkeit bald ein. Dennoch wagten im Dezember 1820 die Kaufleute Wißmann, Steinike, Weiß, Witzlow und Gribel mit der Preussischen See-Assecuranz-Compagnie einen neuen Anlauf. Nachdem es einige Zeit gut lief, folgte in den 1860er-Jahren eine schwierige Zeit. Durch Verluste reduzierte sich das Grundkapital von 450.000 auf 400.000 Thaler. Doch nach dieser schweren Zeit ging es wieder deutlich bergauf und in den 1870er-Jahren wurden satte Dividenden von 16 bis 18 Prozent gezahlt. 1884 wurde die Gesellschaft schließlich „unter günstigen Bedingungen für die Ak- tionäre“ aufgelöst. Die Initiatoren der Preussischen See-Assecuranz-Compagnie hatten nicht nur den Mut, unternehmerisch aktiv zu werden, vielmehr profitierten sie von der Angst der anderen: Sie verkauften ihnen, Versicherungen und nahmen damit bewusst Ri- siken in Kauf und kassierten dafür stattliche Prämien. Am Ende wurde ihr Mut belohnt. Dass Krisen Chancen bieten, belegt auch die HELVETIA. Die Allgemeine Versicherungs- anstalt war gerade mal zwei Jahre alt, da vernichtete ein verheerendes Feuer zwei Drittel der Stadt Glarus. Das war die Geburtsstunde der Schweizer Feuerversicherungsgesellschaft HELVETIA. Gerade kleinen und wendigen Firmen gelingt es oftmals gut durch Krisen zu kommen. Sie erkennen Veränderungen schneller und können die sich bietenden Chancen besser nutzen. Gerade die großen Konzerne sind es hingegen oftmals, die sich nur langsam und schwerfällig an sich schnell ändernde Rahmenbedingungen anpassen können. So schlit- terte der Fiat-Konzern, der zeitweise der zweitgrößte Autohersteller Europas war, in den 1980er-Jahren unter Giovanni Agnelli in eine schwere Krise. Ich lade Sie ein, sich selbst auf die Reise durch acht Jahrhunderte Finanzgeschichte zu be- geben. Suchen Sie Parallelen zur heutigen Situation. Entdecken Sie, wie die Unternehmer damals die Krisen gemeistert haben und weshalb andere gescheitert sind. Ich würde mich freuen, wenn Sie zu unserer Versteigerung der 75 Highlights am 3. September 2022 (Beginn 15.30 Uhr, Beginn der Hauptauktion um 11.00 Uhr) kommen. Nutzen Sie diese einzigartige Gelegenheit und schreiben Sie Ihr eigenes Kapitel Finanzge- schichte. Viel Freude wünscht Ihnen Matthias Schmitt Giovanni Agnelli signierte die Anleihe von Fiat höchstpersönlich. Gründeraktie der Preussischen See-Assecuranz- Compagnie aus dem Jahr 1825. Das Feuer von Glarus war die Geburtsstunde der Feuversicherungsgesellschaft HELVETIA.

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