50 Highlights Teil 2 der 52. Auktion für Historische Wertpapiere Part 2 of the 52nd Auction for Old Stocks and Bonds Часть 2-я 52-го аукциона антикварных ценных бумаг

50 Los 703 Commerzbank I. W. Junker & Co. / Banque de Commerce I. W. Junker et Cie. Moskau, 1912, Aktie der 5. Emis- sion über 5 x 250 Rubel, #17891- 5, 29,7 x 23 cm, blau, beige, schwarz, Stempel, Knickfalten, Erhaltung VF+, KR, dreisprachig: Russisch, Französisch, Deutsch, uns bisher unbekannte Emissi- on, Einzelstück aus einer alten Samm- lung! Faksimile-Signaturen der Vorstän- de Wilhelm Lehmann (Wassilij Adolfo- witsch, Vorsitz), Friedrich Karl Junker (Fjodor Fjodorowitsch), Wilhelm Georg Winterfeldt (Wassilij Jegorowitsch), Bernhard Karl Wilhelm Junker (Boris Fjodorowitsch), Heinrich Bockelmann (Andrej Andrejewitsch). Heinrich Boc- kelmann war der Großvater des deut- schen Sängers Udo Jürgens (dessen bür- gerlicher Name Udo Jürgen Bockelmann ist). Bockelmann war in den letzten Jah- ren vor dem Krieg der Erste in der Füh- rungsmannschaft der Bank. Er wurde als Bürger der Feindmacht während des Krieges erst interniert und danach nach Schweden ausgewiesen. Goryanov 7.34.3, unique, genau dieses Exemplar ist bei Ilya Goryanov abgebildet, R12! Das Bankhaus Junker & Co., kurz „Jun- ker-Bank“ genannt, war das drittgrößte unter den „großen Vier“ im Moskauer Bankengewerbe, und zwar zusammen mit der „Moskauer Kaufmannsbank“ (Kupecheskij Bank), der „Union Bank“ und der „Moskauer Bank“ der Brüder Rjabuschinskij. Gründervater war der Futteralmacher Johann Wilhelm Junker (1797 - 1847). Er wanderte 1818 aus Göttingen nach St. Petersburg aus. Zuerst arbeitete er als Angestellter in einem Galanteriewarengeschäft. 1819 übernahm er das Unternehmen seines Prinzipals und mel- dete eine eigene Handelsfirma an. 1824 war ihm auf seinen Ruf hin auch sein Bruder Adolf Friedrich nach Russland gefolgt. Dieser war von Beruf Buchbinder. Johann Wilhelm machte mit ihm eine Hutfabrik in St. Petersburg auf. 1832 folgte eine zweite Hutfabrik in Moskau und noch etwas später gründeten sie in jeder der beiden Städte auch noch eine Kerzenfabrik. Der Wendepunkt zum Bankge- werbe geschah 1839. Iwan Wassiliewitsch, wie sich Johann Wilhelm mit seinen russifizierten Vor- und Vatersnamen nannte, hatte eine erkleckliche Summe Eigenkapital angespart, das es ihm ermöglichte, zunächst ein Wechseldiskontkontor zu eröffnen. Auch seine Bank- und Wechseldiskontgeschäfte betrieb Junker in beiden Städten, also sowohl in Moskau als auch in St. Petersburg. Im Jahr 1846, als sein Vermögen durch glückliche Bankgeschäfte fast eine halbe Million Rubel erreicht hatte, wurde der Schwerpunkt weg von den Produkti- onsbetrieben auf die Bankgeschäfte gelegt. 1875 wurden die Produktionsfirmen für Hüte und Kerzen verkauft. Nach Johanns Tod 1847 übernahmen seine Brüder Ludwig (Lew Wassiliewitsch) und sein Bruder Friedrich Wilhelm (Fjodor Wassiliewitsch) das Bankgeschäft. Der deutschstämmige Moskauer Bürger Karl Johann (Karl Iwanowitsch) Röder wurde ebenfalls Teilhaber des Bankhauses „J.W. Junker & Co.“ Die Bank wurde bis 1873 als „Handelshaus“ in Form einer Personengesellschaft geführt. 1873 wandelten die Eigentümer die Personengesellschaft in eine Kapitalgesellschaft (Towarischtschestwo) um. Daraus entstand dann 1911 die Aktiengesellschaft, die das hier beschriebene Aktienzertifikat herausgegeben hat. Die Gesellschaft erwarb das Haus am Moskauer Kusnetzki Most Nr. 10 (später unter geänderter Nummerierung das Haus Nr. 18) und konzentrierte sich von nun an ausschließlich auf das Bankgeschäft. Ab 1901 trat bereits schon die dritte Generation mit Alexander (Fjodorowitsch) Junker ein, der allerdings bereits 1904 starb. Nach seinem Tod folgten seine Brüder Bernhard Karl Wilhelm (Boris Fjodorowitsch) Junker und Friedrich Junker jr. (Fjodor Fjodorowitsch); beide haben die vor- liegende Aktie mit unterzeichnet. Das Bankhaus Junker betätigte sich, wie schon bei der Gründung durch Johann Wilhelm Junker, in erster Linie im Wechseldiskontgeschäft. Ein weiterer Schwerpunkt war das Kommissionsgeschäft mit Wertpapieren. Außerdem nahm die Junker-Bank zusammen mit den großen St. Petersburger Aktienbanken an vielen Emissionssyndikaten zur Neugründung von Ak- tiengesellschaften und bei Börsengängen von bereits bestehenden Industrie- und Handelsunternehmen teil. Sehr aktiv half die Junker- Bank deutschen Firmen, eigene Zweigbetriebe in Russland zu eröffnen, wie z. B. der BASF im Jahre 1874. Die Bank unterhielt eine ei- gene Filiale in London und hatte beste Kontakte zu führenden Bankhäusern in Westeuropa. Ganz besonders eng war die Beziehung zu Arthur von Gwinner von der Deutschen Bank. Auf diese Weise war Junker & Co. in der Lage, umfassend bei der Platzierung von russi- schen Staatsanleihen und Pfandbriefen der staatlichen Hypothekenbanken im westlichen Ausland mitzuwirken, womit die Junker-Bank nicht nur gute Gewinne, sondern auch große Prestigeerfolge erzielte. Die Bank hielt daneben ein großes eigenes Aktienportefeuille und

RkJQdWJsaXNoZXIy MTU2