56. Auktion fur Historische Wertpapiere Teil 1 Auktion 12. September 2020

22 durch einen Parlamentsakt eine Gruppe reicher Londoner Geschäftsleute autorisiert, 1694 eine besonders privilegierte Organisation, die Bank of England, zu errichten. Die Bank of England kauf- te dem Staat im Gegenzug für die erhaltenen Pri- vilegien in Höhe ihres gesamten Aktienkapitals von 1,2 Millionen Pfund Staatsschulden ab, die in zinstragenden sog. „Annuities“ verbrieft wur- den. Mit der Erfindung des sog. „sinking fund“, einem aus bestimmten Steuern gespeisten Re- servefonds zur (angeblichen) späteren Tilgung der Annuities, konnte das System glaubwürdig gestaltet werden. Gleichzeitig begann die Bank of England, Annuities regelmäßig an der Londo- ner Börse zu kaufen und zu verkaufen und so für einen permanent funktionsfähigen Markt zu sorgen. Das wichtigste Ergebnis dieser Maßnah- men war, dass die Öffentlichkeit, d. h. die maß- geblichen englischen Geschäftsleute, nach und nach überzeugt wurden, dass die verzinslichen Staatsanleihen jederzeit auch wieder zu Bargeld (Gold- und Silbergeld) gemacht werden konnten. Im Unterschied dazu waren Europas Monarchen wegen ihrer mangelhaften Zahlungsmoral mehr als berüchtigt. Die Kaufleute begannen deshalb, die von königlicher Willkür losgelösten Staatsan- leihen auch als Sicherheit für Privatkredite zu ak- zeptieren. Der Bank of England wiederum wurde es dadurch möglich, Notes (heute: Banknoten) zu emittieren, die bald, genauso wie Gold, als all- gemeines Tauschmittel angenommen wurden, ohne dass dies eigentlich systematisch voraus- geplant worden war. Als Sicherheit dienten nicht mehr lediglich Goldreserven, sondern auch die Annuities im Portefeuille der Bank of England. Dadurch, dass sich Annuities und Banknoten in ihrer Funktion wechselseitig unterstützten, wurde letztlich die englische Staatsschuld zum Nutzen der expandierenden Gesamtwirtschaft „monetisiert“. Vor diesem Hintergrund erschien es dann keineswegs mehr empfehlenswert, die Staatsschuld tatsächlich zurückzuzahlen, was nämlich nur die Geldversorgung und das mög- liche Kreditvolumen zur Finanzierung der Um- satzprozesse in der Volkswirtschaft reduzieren, die Wirtschaftsentwicklung somit hemmen und folglich den Wohlstand der Volkswirtschaft min- dern würde. Quelle: Prof. Dr. Udo Hielscher, DIE FLORENTINISCHEN MONTI. Mindestgebot / minimum bid: 400 € Los 110 VF+ Banque Nationale de Grèce Athen, 01./13.07.1880, 4 % Obligation über 400 Francs, #105777, 20,7 x 31,5 cm, grün, KR, Knickfal- ten, Stempel, zweisprachig: Griechisch, Französisch. Die Griechische Nationalbank wurde 1841 in Athen gegründet. Sie ist die älteste Bank Grie- chenlands. Bis am 15. September 1927 die Bank von Griechenland gegründet wurde, hatte die Banque Nationale de Grèce die Funktion einer Zentralbank. Mindestgebot / minimum bid: 100 € Los 111 EF Banque Rothschild Société Anonyme Paris, 24.07.1966, Action de 100 Francs, #311412, 26,7 x 19,5 cm, blau, ocker, KR, mit dem Firmen- Los 107 VF Bank Handlowy w Poznaniu Posen, 01.06.1917, Aktie der IV. Emission über 1.000 Mark, #5044, 28 x 32,8 cm, blau, rot, ocker, Stempel, Knickfalte längs, kleine Randeinrisse, ein längerer hinterklebt, zweisprachig: Polnisch, Deutsch. Mindestgebot / minimum bid: 100 € Los 108 VF Bank M. Stadthagen Bydgoszcz, 01.07.1927, Aktie über 100 Zloty, #1990, 22 x 28,7 cm, braun, schwarz, Knickfal- ten, minimale Randeinrisse, ein 1,5 cm langer Randeinriss hinterklebt, sonst EF, dreisprachig: Polnisch, Deutsch, Englisch, Bankgebäude im Unterdruck, seit mehr als 13 Jahren nur vier Stücke bekannt! Die Bank wurde 1920 auf die Initiative von Mel- chior Wierzbicki gegründet. Mindestgebot / minimum bid: 140 € Los 109 VF Bank of England South-Sea-House, London, 16.05.1835, Consoli- dated Fund, Loan über £ 800, #885, 41,5 x 27,5 cm, schwarz, weiß, Knickfalten, zwei 1 cm Rand- einrisse oben, OU. Der Kerngedanke der britischen finanziellen Re- volution war, die öffentlichen Schulden vollstän- dig von dem (persönlichen) Kredit einer Person, nämlich des sich stets in Geldnöten befindlichen regierenden Monarchen, zu trennen – mit dem Ziel, die tatsächlich in der gesamten Volkswirt- schaft vorhandenen finanziellen Ressourcen zu mobilisieren. In diesem Zusammenhang wurde Los 105 VF- Ausschliessend privilegirte Kaiser Ferdin- ands Nordbahn Wien, 01.07.1854, Aktie über 1.000 Gulden Con- vent. Münze, #18692, 28,2 x 42 cm, schwarz, beige, Knickfalten, Randeinrisse und Knickfalten teils alt hinterklebt, KR, DB, Stempel, dekorativ. Salomon Mayer Freiherr von Rothschild (1774- 1855), der zweite Sohn von Mayer Anselm Roth- schild gründete Anfang des 19. Jahrhunderts die Wiener Rothschild-Niederlassung. Salomon war von der Eisenbahnentwicklung in England fas- ziniert. 1830 schickte er auf seine Kosten Franz Riepl, Professor am Wiener Polytechnischen Institut nach England um die dortige Eisen- bahnentwicklung zu studieren. 1836 erhielt die Gesellschaft auf Initiative von Salomon Roth- schild ihre Konzession zum Bau einer Bahn. Am 17.11.1837 wurde mit der Strecke Floridsdorf- Wagram die erste Bahnstrecke Österreichs eröff- net. Das Streckennetz betrug mehr als 1.000 km. Die Kaiser Ferdinands-Nordbahn war damit die größte Privatbahn der gesamten Donaumonar- chie. 1906 wurden die Eisenbahnen der Nord- bahn verstaatlicht. Dank des Montanbesitzes in Mährisch-Ostrau wurden die Aktien bis zumEnde des Zweiten Weltkrieges an der Börse notiert. Mindestgebot / minimum bid: 475 € Los 106 VF Balkies Limited 20.03.1922, Transfer über 50 Ordinary Shares, £ 1.17.6, #419158-207, 33,1 x 20,5 cm, schwarz, beige, Knickfalten, Randeinrisse bis 2 cm, kleine Klammerlöcher, Erhaltung VF, Queen Mary han- delte für ihren verstorbenen Vater Herzog Franz von Teck und veräußerte 50 Ordinary Shares an Frank Hubert White, der Transfer trägt sowohl auf der Vorder-, als auch auf der Rückseite die Original-Signatur von Queen Mary! R12! Victoria Mary Augusta Louise Olga Pauline Clau- dine Agnes von Teck (26.05.1867 - 24.03.1953) war die Gemahlin von Georg V. und Königin von Großbritannien und Irland. Ihr Vater war Herzog Franz von Teck, Ihre Enkelin ist Queen Elizabeth II. Mindestgebot / minimum bid: 1.000 €

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