50 Highlights Teil 2 der 56. Auktion für Historische Wertpapiere Part 2 of the 56th Auction for Old Stocks and Bonds Часть 2-я 56-го аукциона антикварных ценных бумаг

54 Los 665 Gesellschaft der Bergwerke in Suksun St. Petersburg, 15.09.1848, Anteilschein über 500 Silberrubel, #1418, 37,7 x 26,1 cm, schwarz, beige, kleine Randeinrisse bis 1 cm, 3 cm Einriss, Ecke links unten beschädigt, Knickfalten, Erhaltung VF, ausgestellt auf Stabsrottmeister Pawel Grigorijewitsch Demidow, Original-Signaturen von Graf Alexander Michailowitsch Borch; Generalmajor Iwan Alexandro- witsch Fullon; Garde Rottmeister Pawel Grigorijewitsch Demidow; Staats- und Geheimrat Gustav Wassiliewitsch Lerche, Anton Antonowitsch Git- schow, St. Petersburger Kaufmann der 1. Gilde. Einzige Wertpapieremission aus der berühmten Demidow-Dynastie, zugleich der zweitälteste Anteil- schein eines russischen Unternehmens, der bisher bekannt ist. Uns ist seit 2010 nur ein weiteres Exemplar (#2742, versteigert in unserer 17. Auktion) bekannt, Goryanov 2.194.1 И , unique, R11. Die Ortschaft Suksun liegt 150 km südlich der Stadt Perm in der so genann- ten Schweiz des Urals. 1650 wird diese Siedlung, in deren Nähe später so- wohl Eisenerz- als auch Kupferlagerstätten gefunden wurden, erstmalig er- wähnt. 1709 erhält Nikita Demidow (1656 - 1725) durch einen Erlass Peter des Großen den Freibrief, die Eisen- und Kupferlagerstätten des Urals aus- zubeuten und das Metall für den Bedarf des Zaren zur Waffenproduktion bereitzustellen. Nikita gilt als der Gründervater der Industriellenfamilie De- midow. Sein Sohn Akinfij Nikititsch Demidow wählt 1727 den Ort Suksun als Standort für eine Kupferschmelze und ein Eisenwerk. Zu den Suksunker Bergwerken gehörten noch eine Reihe umliegender Kupferschmelzfabriken. 1757 geht der Besitz auf die dritte Generation der Demidows über, auf Gri- gorij Demidow und nach dessen Tod auf die vierte Generation, dessen drei Söhne Alexander, Pawel und Peter. Unter Alexander Demi- dows Sohn Grigorij geht es jedoch in der fünften Generation mit den Suksunsker Werken bergab. Es entstehen Verluste. Der Hofmei- ster und Kammerherr Grigorij Alexandrowitsch Demidow ist gezwungen, sich zu verschulden. Anstatt die Kredite zurückzuzahlen, wer- den immer wieder neue aufgenommen, so dass Grigorij bei seinem Tode im Jahr 1827 einen Schuldenberg in Millionenhöhe hinter- lässt. Jetzt übernimmt in sechster Generation sein Sohn Alexander Demidow die Leitung der Fabriken. Es tritt eine graduelle Besserung der finanziellen Lage ein, doch auch Alexander kommt nicht von den Schulden herunter. Er und seine Brüder Peter und Paul versuchen 1832, den Besitz einschließlich der Ländereien und der knapp 7.000 leibeigenen Bauern für 5,5 Millionen Rubel an den Staat zu verkau- fen. Finanzminister Kankrin lehnt dankend ab. Alexander Demidow verzichtet daraufhin zugunsten seiner Brüder Peter und Paul auf seinen Erbteil und verlässt das Unternehmen. Aber auch die beiden Brüder, die zuvor nichts mit Industriebetrieben zu tun hatten, wis- sen nichts mit dem Werk anzufangen und bitten den Staat darum, die Suksunsker Werke unter seine Verwaltung zu stellen. Die Regie- rung setzt drei sachverständige Verwalter ein, die alles daransetzen sollen, die Außenstände des Staates wieder hereinzuholen. Trotz al- ler Versuche kommt das Werk nicht wieder hoch, sodass 1847 auch die Zwangsverwalter nicht mehr weiter wissen. Der Staat hatte nicht nur sein Geld nicht zurückbekommen, sondern sieht sich auch noch zusätzlichen Schadenersatzforderungen von Kunden ausgesetzt, die ihr bestelltes Metall nicht mehr bekommen haben. Erst jetzt, 1848, wird der Beschluss gefasst, eine Kapitalgesellschaft mit einer Laufzeit von 12 Jahren zu gründen, die die Suksunsker Werke von den Demidow-Brüdern übernimmt. Es werden 3600 gewöhnliche Anteilsscheine zu je 500 Silberrubel herausgegeben, und zwar für die Kreditoren der Werke, die damit ihre Außenstände in Anteils- scheine umwandelten, sowie 4000 Anteilsscheine „mit Prämie“ für Anteilseigner, die mit frischem Geld an der neuen Kapitalgesell- schaft teilnahmen. Die Demidow Brüder werden mit Anteilsscheinen für jeweils 50.000 Rubel abgefunden. Sie behalten aber das Recht, nach Ablauf der 12 Jahre, also ab 1860, Anteilsscheine der anderen Investoren zu bestimmten Bedingungen zurückzukaufen. Bei Grün- dung der Kapitalgesellschaft wurden folgende Direktoren ernannt, die den vorliegenden Anteilsschein unterschrieben haben: Graf Alex- ander Michailowitsch Borch; Generalmajor Iwan Alexandrowitsch Fullon; Garde Rottmeister Pawel Grigorijewitsch Demidow; Staats- und Geheimrat Gustav Wassiliewitsch Lerche, Anton Antonowitsch Gitschow, St. Petersburger Kaufmann der 1. Gilde. Der vorliegende Anteilschein ist ausgestellt auf Pawel Grigorijewitsch Demidow, der als einziger der drei Demidow Brüder in der Leitung der Suksuns- ker Werke verblieb. So stammt das vorliegende Zertifikat aus der Serie der gewöhnlichen Anteilscheine und ist kein „Prämien“-Zertifi- kat. Die Suksunsker Bergwerke halten sich jetzt mehrere Jahre lang gerade so über Wasser, zahlen von Zeit zu Zeit eine minimale Divi- dende, aber die Schulden bleiben hoch, und die finanzielle Lage immer angespannt. Pawel Grigorijewitsch Demidow hat die große Hauptversammlung, die nach Ablauf der satzungsgemäßen Laufzeit von 12 Jahren im Jahre 1860 abgehalten wurde, schon nicht mehr erlebt; er war bereits zwei Jahre zuvor gestorben. Seine Witwe Sofia Alexandrowna geb. Gräfin Benckendorff (1825-1875) stammte aus der deutschen Familie der Industriellen und Staatsdiener Benckendorff, die wie die Dynastie der Demidows, zur Staatselite ihrer Epo- che gehörten. Sie heiratete bald nach Pawels Tod wieder. Sofia konnte weder die testamentarische Vorgabe ihres verstorbenen Gatten erfüllen, ihre ererbten 989 Anteilscheine zu verkaufen, sobald dafür ein Preis von mindestens 300 Rubel zu erzielen seien, weil der Marktwert der Papiere zur Zeit des Todes von Pawel Demidow unter 250 Rubel lag, noch nahm sie 1860 das Vorkaufsrecht zum Rücker- werb der Suksunsker Bergbauwerke wahr. Der letzte der Demidow Brüder, Peter, hätte die Suksunsker Bergbauwerke gern zurückge- kauft, nur reichten seine Mittel dazu nicht. Er starb vier Jahre nach seinem Bruder Pawel im Jahre 1862. Die Werke blieben weiter unter staatlicher Zwangsverwaltung. Erst 1886 gelang es dem Sohn von Pawel Demidow, mit Unterstützung seiner Mutter Sofia, die Suksuns- ker Werke für 1,5 Millionen Rubel zurückzukaufen. Aber auch ihm brachte der Erwerb kein Glück. 1891 leistete er einen Offenbarungs- eid. Die einzelnen Bergwerksstandorte wurden danach aufgeteilt und jedes Werk für sich an verschiedene Investoren verkauft. Das Stammwerk in der Ortschaft Suksun firmierte Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts unter dem Namen „Suksunsker Bergwerke der Gebrüder Kamenskie“. Es gehörte also zu dieser Zeit nicht mehr zum Demidow Konzern. Im Branchenverzeichnis von 1908 steht der

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