50 Highlights Teil 2 der 54. Auktion für Historische Wertpapiere Part 2 of the 54th Auction for Old Stocks and Bonds Часть 2-я 54-го аукциона антикварных ценных бумаг

20 Los 625 Republica de Cuba - Fidel Castro Havanna, 07.07.1959, Maschinenschriftlich verfasster Erlass über die Enteig- nung des gestürzten Diktators Fulgencio Batista bzw. seiner Anhänger, die sich während seiner Herrschaft unrechtmäßig bereichert hatten, 6 Seiten inklusive detaillierter Auflistung der entsprechenden Namen und betroffenen Gesellschaften, 34,5 x 22,7 cm, links Klammerlöcher, Abheftlochung, Erhaltung EF/VF, blaues pa- piergedecktes Siegel über blauen Seidenbändern, Original-Signaturen „Fidel Castro R“ von Fidel Castro als Premierminister (Primer Ministro) und Faustino Pérez Hernández als Minister für die Rückgewinnung veruntreuter Güter (Ministro de Re- cuperación de Bienes Malversados), zudem je 5 weitere Signaturen „F. C.“ und „F. Péz“ am Rand von 5 Seiten. R12. Die ehemals spanische Kolonie erlangte zwar kurze Zeit nach dem Spanisch-Amerikani- schen Krieg im Jahr 1902 ihre formale Unabhängigkeit - ihre Souveränität aber blieb durch das Platt Amendment, das den USA bei Beeinträchtigung ihrer Interessen ein In- terventionsrecht in Kuba gab, lange eingeschränkt. Diese Interessen betrafen auch die Innenpolitik Kubas, auf die man Einfluss hatte und auch nahm. Amerikanische Groß- unternehmer wie Rockefeller, Guggenheim und Morgan verhalfen General Gerardo Machado y Morales 1925 ins Präsidialamt. Machado war ein nationalistischer Diktator, der vom ersten Tag seiner Präsidentschaft an politische Gegner verfolgte, sie ermorden ließ oder ins Exil trieb. 1933 kam es zum Generalstreik und zum Sturz Machados. In Folge verständigten sich die führenden politischen Parteien unter maßgeblicher Ver- mittlung des US-Sondergesandten Sumner Welles auf eine Präsidentschaft von Carlos Manuel de Céspedes y Quesada - der den revolutionären Vorgängen im Land jedoch nichts entgegenzusetzen hatte. Der Sergeant Fulgencio Batista y Zaldívar ergriff seine Chance und stürzte noch im selben Jahr die Interimsregierung durch den sogenannten „Aufstand der Sergeanten“. Batista galt damit als „Füh- rer der Revolution“ und wurde von 1933 bis 1939 zum Oberbefehlshaber der Armee. Aufgrund der immer präsenten Interventionsdrohung der USA setzte er zunächst verschiedene Marionettenpräsidenten ein, ehe er 1940 mit großer Mehrheit selbst zum Präsidenten gewählt wur- de. Bereits zuvor hatte er maßgeblichen Einfluss auf die Verabschiedung der Kubanischen Verfassung von 1940. Sie sprach sich dabei für Landreform, Allgemeine Schulpflicht, Mindestlohn und weitere linke Ideen aus - und war weithin als eine der progressivsten Verfassungen der damaligen Zeit anerkannt. Batista fand jedoch schnell auch Gefallen am Kapitalismus, weshalb er 1944 bei den Präsidentschaftswahlen nicht mehr selbst antrat und sich in Florida niederließ. 1948 kehrte er in die kubanische Politik zurück, indem er zwar in Abwesenheit zum Senator gewählt wurde, aber letztlich wenig politischen Einfluss hatte. Als Lobbyist und verlängerter Arm amerikanischer Mafiosi, der Batista zwischenzeitlich geworden war, lebte er trotzdem ganz gut. Im Vorfeld der Wahlen 1952 gründete der wieder nach der Macht strebende Batista eine eigene Partei, auch wenn die Siegeschancen gering waren. Drei Monate vor den Wahlen unternahm er erfolgreich einen Militärputsch und errichtete ein autoritäres Regime, unter dem es zur teilweisen Außerkraftsetzung der Verfassung von 1940 und zur Unterdrückung der Opposition kam. Dies rief auf Seiten der politischen Gegner den jungen Rechtsanwalt Fidel Alejandro Castro Ruz auf den Plan. Dessen Klage gegen den Militärputsch wurde vom Obersten Gerichtshof abgewiesen, woraufhin Castro das in der Verfassung verankerte Widerstandsrecht in Kraft getreten sah und den gewaltsamen Sturz Batistas vorbereitete. Ein am 26. Juli 1953 erfolgter Angriff einer von Castro angeführten Guerillatruppe auf die Moncada-Kaserne von Santiago schlug fehl - woraufhin Castro zunächst zwei Jahre ins Gefängnis musste. Nach seiner Begnadigung ging er 1955 zunächst ins Exil. Sein Weg führte ihn in die USA und später nach Mexiko, von wo aus er im Dezember 1956 mit 82 Guerilla-Kämpfern zurückkehrte. Mitglied dieser „Bewegung des 26. Juli“ war unter anderem der argentinische Arzt Che Guevara. In den Folgejahren entstanden überall auf Kuba Widerstandsgruppen und die Bewegung gegen Batista erfasste zunehmend alle Gesellschaftsschich- ten. Nachdem Revolutionäre am 31. Dezember 1958 die Stadt Santa Clara einnahmen, floh Batista am 1. Januar 1959 mit einigen Gefolgsleu- ten und rund 40 Millionen Dollar in bar im Gepäck in die Dominikanische Republik. Erster Präsident der Revolutionsregierung wurde am 3. Januar 1959 mit Manuel Urrutia Lleó ein Vertreter des bürgerlichen Lagers. Urrutia hatte ebenfalls amWiderstand gegen Machado und Batista teilgenommen und bereits 1957 in seiner Funktion als Richter in der östlichen Provinz Oriente 150 angeklagte Revolutionäre freigelassen. Ca- stro hingegen hatte noch vor der Revolution behauptet, er strebe nicht nach persönlicher Macht und wolle sich nach dem Sturz des alten Re- gimes ins Privatleben zurückziehen. Da er jedoch in Massenversammlungen und Fernsehansprachen die Politik der Revolutionsführung vor- gab, wurde er de facto der neue Regierungschef Kubas. Am 16. Februar 1959 übernahm er dann auch formal das Amt des Ministerpräsiden- ten. Nach und nach entfernte er die bürgerlich-liberalen Anhänger innerhalb der Anti-Batista-Bewegung und ersetzte sie durch prokommuni- stische Gefolgsleute. Letztlich drängte er auch Manuel Urrutia zum Rücktritt, indem er ihn in einer viel beachteten Fernsehansprache zur Be- gründung seines eigenen zwischenzeitlichen Rücktritts vom Posten des Premierministers am 17. Juli 1959 Taten bezichtigte, „die an Hochver- rat grenzten“. So habe er die Regierungsgeschäfte dadurch behindert, dass er die Regierung „ohne jeden Beweis“ des Kommunismus verdäch- tigt habe - dabei sei weder die revolutionäre Bewegung kommunistisch noch Castro selbst ein Kommunist. Zehn Tage zuvor unterzeichnete Castro jedoch diesen Erlass, der den gestürzten Diktator Fulgencio Batista und seine Anhänger, die sich während seiner Herrschaft unrecht- mäßig bereichert hatten, von den veruntreuten Gütern enteignen sollte. Mitverantwortlich war der Leiter des mit dem Amtsantritt von Präsi- dent Manuel Urrutia Lleó am 3. Januar 1959 gegründeten Ministeriums für die Rückgewinnung veruntreuter Güter (Ministerio de Recupera- ción de Bienes Malversados), der Befehlshaber der Rebellenarmee Faustino Pérez Hernández. Allein 1959 beschlagnahmte das Ministerium Wertsachen im Gegenwert von 400 Millionen Pesos. Nachdem im weiteren Verlauf Eigentum von Bürgern und Unternehmen der Vereinigten Staaten im Umfang von rund einer Milliarde US-Dollar enteignet worden war, verhängte US-Präsident Dwight D. Eisenhower 1960 ein Em- bargo gegen Kuba - heute das am längsten andauernde Handelsembargo in der modernen Geschichte. Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb prägte Fidel Castro als Staats- und Regierungschef 49 Jahre lang die Entwicklung seines Landes - und wurde damit zum Helden der in- ternationalen Linken sowie zum Sinnbild des Widerstands gegen den Kapitalismus des Westens. Mindestgebot: 25.000 €

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