55. Auktion für Historische Wertpapiere Online-Auktion Montag, 27.01.2020, 14.00 Uhr

57 Los 1423 EF- Plantagien in de Colonien van Rio Esseque- bo en Demmerary - Kornelis van den Helm Boddaert Middelburg, 01.01.1771, 5 % Obligation über 1.000 Gulden, #742, 30,7 x 19,3 cm, schwarz, beige, DB, KR, Knickfalten, Druck auf Büttenpa- pier, OU. Die hier angebotene Anleihe war Teil eines für die damalige Zeit geradezu revolutionären Fi- nanzsystems: Die holländischen Unternehmer im südamerikanischen Surinam (1667 bis 1975 holländische Kolonie) benötigten zum Aufbau und Unterhalt ihrer umfangreichen Zuckerrohr-, Kaffee- und Kakaoplantagen hohe Kredite, die sie von den Banken erhielten, nachdem sie ihre Län- dereien als Pfand gegeben hatten. Die Bankinsti- tute gaben über die Schuldsummen der Pflanzer Anleihen aus, die in kleine Beträge aufgeteilt an Leute, die ihr Sparguthaben anlegen wollten, ver- kauft wurden. Dieses Knowhow gelangte später auch zum Berliner Kaufmann Bühring, einem Vertrauten des preußischen Königs Friedrich II. Auf dieser Grundlage schuf der Herrscher den Pfandbrief. Finanzhistorisch also ein bedeuten- des Stück! Mindestgebot / minimum bid: 120 € Los 1424 VF Rente Viagére - Edit de Decembre 1699 08.03.1700, Rente Viagere, 33 x 22 cm, schwarz, beige, Druck auf Büttenpapier, DB, mit Quit- tance: Paris, 31.12.1699, Quittance über 6.000 Livres, #3638/838, 22,4 x 29,6 cm, gedruckt auf Tierhaut, Shakespeare #994 Q1, Signatur Pierre Gruyn, Staatsrat und Verwalter des königlichen Schatzes unter Ludwig XIV., rückseitig Signatur Michel Chamillart, Graf de la Suze, Kriegs- und Finanzminister Ludwigs XIV. Mindestgebot / minimum bid: 100 € Los 1425 VF Royal DanishWest Indian and Guinea Co. 1747, handschriftliche Ausführungen über 632 Aktien der Westindischen Compagnie und 133 Aktien der Backery, o. Nr., 22,8 x 18,3 cm, schwarz, beige, handschriftlich, DB, Büttenpa- pier mit Wasserzeichen, Knickfalten. Mindestgebot / minimum bid: 100 € Los 1426 VF South Sea Annuities 06.08.1750, Interest Receipt for £ 24, #1155, deutlich. Die Rückkehrer aus Asien konnten die europäischen Heimathäfen nicht mehr anlaufen. Erlöse blieben aus. Hierdurch verlor die V.O.C. auch ihre Kreditwürdigkeit. Endgültig besiegelt wurde das Schicksal der V. O. C. mit dem Ein- marsch der Franzosen in den Niederlanden. Vier Jahre vor ihrem 200jährigen Bestehen wurde die Gesellschaft am 17.03.1798 aufgelöst. Mindestgebot / minimum bid: 100 € Los 1420 VF Peru: Versicherungsschein Callao, 07.10.1670, Versicherungsschein um 4 Kisten Silber zu versichern, Versicherungssum- me 700 Pesos zu 8 Reales, 31 x 21,8 cm, schwarz, weiß, Druck auf Büttenpapier, Randschäden. Mindestgebot / minimum bid: 200 € Los 1421 VF Plantage Rio Essequebo en Rio Demmerary Amsterdam, 01.11.1769, 6 % Obligation über 1.000 Gulden, #514, 42,2 x 26,7 cm, schwarz, beige, Druck auf Büttenpapier, DB, Knickfalten mit kleinen Einrissen, Zinsstempel innen. Die hier angebotene Anleihe war Teil eines für die damalige Zeit geradezu revolutionären Fi- nanzsystems: Die holländischen Unternehmer im südamerikanischen Surinam (1667 bis 1975 holländische Kolonie) benötigten zum Aufbau und Unterhalt ihrer umfangreichen Zucker- rohr-, Kaffee- und Kakaoplantagen hohe Kredite, die sie von den Banken erhielten, nachdem sie ihre Ländereien als Pfand gegeben hatten. Die Bankinstitute gaben über die Schuldsummen der Pflanzer Anleihen aus, die - in kleine Beträge aufgeteilt - an Leute, die ihr Sparguthaben anle- gen wollten, verkauft wurden. Dieses Knowhow gelangte später auch zum Berliner Kaufmann Bühring, einem Vertrauten des preußischen Kö- nigs Friedrich II. Auf dieser Grundlage schuf der Herrscher den Pfandbrief. Finanzhistorisch also ein bedeutendes Stück! Mindestgebot / minimum bid: 80 € Los 1422 VF Plantage Rio Essequebo en Rio Demmerary Amsterdam, 06.02.1770, 6 % Anleihe über 1.000 Gulden, #611, 41,3 x 26,3, schwarz, beige, Knickfalten quer, Randeinrisse, Druck auf Büt- tenpapier mit Wasserzeichen, DB. Mindestgebot / minimum bid: 80 € Oost-Indische Compagnie (V.O.C.) Rembang, 27.05.1789, Genehmigung für ein Po- astboot (Schnellboot), #26, 11,5 x 20,7 cm, braun, handgeschrieben, Wurmlöcher, stark gebräunt, VOC-Stempel. Vasco da Gama erreichte am 20.05.1498 die Malabarküste. Als erster europäischer Seefah- rer gelang er auf dem Seeweg um Afrika herum nach Indien. Diese Pionierleistung begründete die koloniale Vorherrschaft Portugals im Indi- schen Ozean. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts entwickelte sich jedoch die niederländische Kar- tographie zur führenden in Europa. 1595 brach die erste niederländische Flotte unter Führung von Cornelis de Houtman nach Asien auf. Hier- für war die Compagnie van Verre gegründet worden. Die Expedition war wirtschaftlich sehr erfolgreich. Daher starteten 1598 fünf Expeditio- nen verschiedener Ostindischer Kompanien von unterschiedlichen niederländischen Hafenstäd- ten. In den folgenden drei Jahren folgten neun weitere. Die Kompanien, die diese Expeditionen finanzierten, wurden nur für die Einzelreisen ge- gründet und nach Beendigung der Reise wurde der gesamte Gewinn realisiert. Eine Gründung von Handelsstationen oder ein kontinuierlicher Aufbau von Handelsbeziehungen fand durch diese Vorkompanien nicht statt. Bald kamen Forderungen nach einem Zusammenschluss der bisher konkurrierenden Gesellschaften auf. Vereinigungen einzelner Kompanien gab es be- reits ab 1598 und bereits 1600 gründete man in Amsterdam die Eerste Vereinigde Compagnie op Oost-Indie, die bereits mit einem Handels- monopol ausgestattet war, das sich aber noch auf städtischer Ebene bewegte. Dieses Monopol nahm die späteren V.O.C.-Privilegien weitge- hend vorweg. Die Zeeländischen Compagnien schlossen sich diesem Unternehmen an, sodass am 20.03.1602 die föderal strukturierte Veree- nigde Oostindische Compagnie (V.O.C.) begrün- det werden konnte. Die V.O.C. erhielt ein auf 21 Jahre befristetes Handelsmonopol für den Wa- renverkehr zwischen den Niederlanden und dem Gebiet östlich des Kaps der Guten Hoffnung und westlich der Magellan-Straße. Die V.O.C. besaß damit das Privileg als einzige Privat- oder Rechts- person des Landes mit Ostindien Handel treiben zu dürfen. Für dieses Privileg zahlte die V.O.C. im Jahr 1602 nur 25.000 Gulden. Da die V.O.C. auch Souveränitätsrechte besaß, durfte sie Gou- verneure ernennen sowie Armeen und Flotten aufstellen. In Asien konnte die V.O.C. daher wie ein souveräner Staat agieren. Jede der ursprüngli- chen sechs Kompanien, die in der V.O.C. zusam- mengeführt worden waren, erhielt eine regionale Verwaltung, die als Kammer bezeichnet wurde. Die Direktoren der in der V.O.C. zusammenge- führten Gesellschaften wurden die Vorstände der V.O.C. Die Direktoren der V.O.C. beschlos- sen die historisch erstmalige Finanzierung der Gesellschaft durch die Ausgabe von Aktien. Die Aktionäre blieben zehn Jahre lang an ihre Akti- en gebunden. Nachdem 1612 die Rückzahlung samt Zinsen erfolgte, konnten die Aktionäre für weitere zehn Jahre zeichnen. Zwar kamen fortan Dividendenzahlungen hinzu, allerdings hatten die Aktionäre noch keine Mitspracherechte. Im 17. Jahrhundert erlebte die V.O.C. einen beispiel- losen Aufschwung. 1641 eroberte sie Malakka (heute Malaysia), das zuvor in portugiesischer Hand war. 1652 errichtete sie eine eigene Schiff- station am Kap der guten Hoffnung. 1659 wurde Palembang in Südsumatra erobert. 1667 wurde Makassar erobert. Damit fiel der letzte Hafen, von dem aus außerhalb der V.O.C. Handel aus Asien mit Europa geführt wurde. Als einzige Handelsgesellschaft erzielte die V.O.C. zwischen 1635 und 1690 mit dem Überseehandel Gewin- ne. Anschließend wurde der innerasiatische Handel zunehmend zur Einkommensquelle der Gesellschaft. Nachdem die Gesellschaft drei Englisch-Niederländische Kriege gut überstan- den hatte, litt sie im vierten Krieg (1780-1784) 18. Jahrhundert

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