54. Auktion fur Historische Wertpapiere Teil 1 Auktion 25 Januar 2020

33 1713 erwarb die Firma dann die von Frankreich im Frieden von Utrecht gewährte Asiento vom englischen Staat. So durfte die South Sea Com- pany jährlich 4.800 Sklaven in die spanischen Kolonien Südamerikas liefern. Das Geschäft und der Aktienkurs kamen dadurch langsam in Fahrt. Der Kurs bewegte sich zuvor lange Zeit bei 75 bis 80 Prozent. Zur richtigen Hausse setzten die Aktienkurse allerdings erst Anfang 1720 an, als bekannt wurde, dass die South Sea Company weitere Staatsschulden übernimmt. Gleichzeitig ließ sie sich das Recht einräumen, das Kapital so oft zu erhöhen, wie sie wollte. Zudem war sie bei der Wahl des Ausgabepreises frei. Der Kurs zog in den folgenden Monaten auf mehr als 300 Prozent an. Es folgten weitere, sehr erfolgreiche Aktienemissionen. Anfang Juli 1720 kletterte der Kurs auf 800 Prozent. Noch im gleichen Monat wurde eine Mega-Emission von fünf Millionen zum sagenhaften Kurs von 1.000 Prozent durch- geführt. Das London Journal schrieb damals: „Das Getümmel unserer Schaumschläger an der Börse ist diese Woche so groß gewesen, dass es alle bisher gekannten Ausmaße übertraf. Es war nur noch ein Rennen von einem Kaffeehaus zum anderen, von einer Taverne zur nächsten, um Aktien zu zeichnen, zu unterschreiben, ohne die Prospekte zu prüfen. Der allgemeine Ruf lautete: Lasst uns um Gottes Willen zeich- nen und unterschreiben, es ist ja gleichgültig, was! Im Windschatten der Südsee-Gesellschaft wurden weitere Unternehmen gegründet. Max Wirth hat in seinem 1874 erschienenen Buch „Die Geschichte der Handelskrisen“ insgesamt 202 Gründungen ausgemacht. Doch zurück zur South Sea Company: Bei Kursen um 1.100 Pro- zent wurde im Juli 1720 die Luft dünn. Die er- sten Verkäufer traten auf den Plan. Bereits einen Monat nach dem Top hatte das Papier ein Drittel an Wert verloren. Zwei Monate später stand es gar bei nur noch einem Zehntel seines Rekord- standes. Mit Krediten arbeitende Spekulanten wurden unter ihren Schulden begraben, diverse Banken stellten ihre Zahlungen ein, und selbst die Bank von England geriet in Schwierigkeiten. Es war das erste Mal - und wie der Neue Markt erneut unter Beweis gestellt hat, auch nicht das letzte Mal in der Geschichte -, dass große Teile der Bevölkerung Hab und Gut im Spekulations- rausch verloren. Die Südsee-Gesellschaft über- lebte dank Sanierungsmaßnahmen die Spekula- tionsblase noch bis 1853. Mindestgebot / minimum bid: 850 € Los 187 VF/F Stadt Wien Wien, 26.03.1789, 4 % Schuldverschreibung über 2.500 Gulden, #15622, 33,8 x 22 cm, schwarz, beige, Knickfalten, fleckig, Erhaltung VF/F, papiergedecktes Siegel. Eine der ältesten Wiener Stadtanleihen. Aus einer alten Samm- lung. R12! Mindestgebot / minimum bid: 1.000 € ben. Aufgrund einer Überemission ab 1661 ging die Bank im Jahr 1668 in Konkurs und wurde als Riksens Ständers Bank vom schwedischen Reichstag übernommen, um das Vertrauen in das Bankwesen wiederherzustellen. Die Ge- burtsstunde der Schwedischen Reichsbank! Ab 1701 wurde vorsichtig wieder mit der Herausga- be von Banknoten begonnen. Ab 1866 firmierte die Gesellschaft dann als Schwedische Reichs- bank. Heute ist sie die älteste noch existierende Zentralbank der Welt. Mindestgebot / minimum bid: 1.000 € Los 184 VF River Nene Navigation Joint Stock 01.04.1762, Certificate for £100 at 4 % entitling the holder to a share in the Joint Stock and a share in all Rates, Tolls and Duties in the We- stern Division of the Navigation, #55, 46 x 23,8 cm, schwarz, beige, auf Pergament gedruckt, Knickfalten, 9 rote Lacksiegel mit Signaturen der Commissioners, Blei-Siegel anhängend, R9. Der schiffbare Teil des Flusses Nene reicht vom Grand Union Canal in der Nähe von Northamp- ton bis in die Nähe von Peterborough. Auf der 88 Meilen langen Strecke befinden sich 38 Schleu- sen. 1761 konnte mit der Schifffahrt begonnen werden. Der Zustand des Kanals war in den 1920er-Jahren zunehmend vom Zerfall geprägt und erst in den 1930er-Jahren wurden Maßnah- men zur Sanierung unternommen. Mindestgebot / minimum bid: 400 € Los 185 EF- Societéd’AssurancesMaritimesétablieàBruges Bruges, 03.06.1783, Action de 1.000 Francs, #459, 33,8 x 23,3 cm, schwarz, beige, Büttenpa- pier mit Wasserzeichen, signiert von Franc. Ser- weytens. Für die frühen Kolonialgesellschaften waren die Schiffsexpeditionen mit großen Risiken verbun- den. Sie versuchten sich gegen diese Risiken abzusichern, was das Aufkommen von Seeversi- cherungsgesellschaften begünstigte. Die Societé d’Assurances Maritimes établie à Bruges wurde 1782 mit einem Kapital von einer Million Gulden gegründet. Initiiert wurde die Gründung von mehreren belgischen Reedern und Kaufleuten. Mindestgebot / minimum bid: 280 € Los 186 VF South Sea Company 02.05.1735, Power of Attorney, o. Nr., 30,2 x 20 cm, schwarz, beige, Druck auf Büttenpapier mit Wasserzeichen, Randschäden, Einrisse bis 3 cm, teils hinterklebt, papiergedecktes Siegel, OU. R8. Im August 1711 wurde die South Sea Company gegründet. Das Gründungskapital schoss die Gesellschaft dem englischen Staat als Kredit vor und erhielt im Gegenzug zahlreiche Privilegien für den Handel mit Südamerika. Dort war bisher Spanien die vorherrschende Macht. In den ersten beiden Jahren nahm die South Sea Company al- lerdings nur sechs Prozent Zins vom Staat ein. Guipúzcoa das Handelsrecht verliehen, Erzeug- nisse aus dem Königreich zu exportieren und Kakao zu importieren - die Geburtsstunde der Real Compañia Guipuzcoana de Caracas. Sie war die erste größere Handelsgesellschaft Spaniens, die als Aktiengesellschaft firmierte. Die Akti- enzeichnung verlief schleppend, lediglich eine halbe Million Pesos wurden platziert. Doch bald konnte das Kapital auf 2,25 Millionen Reales auf- gestockt werden. 1752 kam es zur Erhöhung auf drei Millionen Reales de Vellón. 1776 wurde das Kapital weiter auf 4,5 Millionen Reales de Vellón erhöht. 1730 expandierte die Gesellschaft nach Venezuela und zwei Jahre später erhielt sie das Handelsmonopol für den Handel von Caracas nach Spanien. Als die Firma 1742 das exklusive Handelsprivileg erhielt, verlegte sie ihren Sitz von San Sebastian nach Madrid. Die Geschäfte florierten, bis im Jahr 1776 der Krieg mit Eng- land ausbrach und die im Anschluss erfolgte Erklärung des freien Handels der Gesellschaft gewaltig zusetzte. 1785 kam es zur Übernahme durch die Real Compañia de Filipinas. Mindestgebot / minimum bid: 1.800 € Los 183 VF Riksens Ständers Länes Banko Stockholm, 23.09.1688, Bestätigung über ein Darlehen mit einem Stück Land als Sicherheit, #40755, 29,3 x 18,6 cm, schwarz, beige, Knickfal- ten, Druck auf Büttenpapier mit Wasserzeichen, Originalsignaturen, Rarität, R10. Das Wertpa- pier wurde von der sich im Staatsbesitz befind- lichen Riksens Ständers Lånebank ausgegeben. Obwohl es sich um keine Staatsanliehe handelt, so bestand jedoch die Möglichkeit, dieses Papier in eine Staatsanleihe zu wandeln, falls die Bank dies für angebracht oder notwendig erachtete. Bereits ab 1656 bestand in Schweden die von Jo- han Palmstruch gegründete Palmstruch-Bank, die auch als Stockholms Bank bezeichnet wur- de. Sie durfte bereits ab 1656 Banknoten ausge- 18. Jahrhundert

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