54. Auktion fur Historische Wertpapiere Teil 1 Auktion 25 Januar 2020

18 Stock á US-$ 100, #214, 18,2 x 28 cm, schwarz, beige, Knickfalten, Steuermarke, Original-Signa- tur Ferdinand Sophus Winslow als President. Captain Ferdinand Sophus Winslow (1829 - 1885) diente während des Amerikanischen Bürgerkriegs und spielte eine Schlüsselrolle im Transport von Baumwolle auf dem Mississippi. In Bezug auf Finanzen war sein ethisches Han- deln jedoch äußerst fragwürdig - und so brachten ihn seine Spekulationen auch ins Kopenhagener Gefängnis, wo er eine vierjährige Haftstrafe we- gen Betrugs und Veruntreuung absitzen musste. Nach seiner Freilassung begann er im Jahr 1865 mit kleineren Finanzgeschäften, weitete seine Operationen stetig aus. 1872 gründete er schließ- lich in Chicago die Scandinavian National Bank, die recht schnell das Vertrauen der Norweger, Schweden und Dänen gewann. Es dauerte aller- dings nur bis zum Dezember des selben Jahres, bis ein Artikel in der Chicago Daily Tribune Be- trügereien des Managements aufdeckte - und die Bank daraufhin zusammenbrach. Mindestgebot / minimum bid: 250 € Los 78 VF Staten Island Railroad Company New York, 19.12.1864, Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr zum 30.09.1864, o. Nr., 25,2 x 19,5 cm, schwarz, weiß, 20 teils lose Seiten, zweifa- che Original-Signatur Jacob H. Vanderbilt, Bru- der des Commodore. Der Staten Island kommt besondere Bedeutung zu: Sie war die erste Eisenbahninvestition der Vanderbilts gewesen. Die Linie ging von der Schiffsanlegestelle der Vanderbilt-Linie aus und transportierte die Passagiere auf der vor New York gelegenen Halbinsel Staten Island. Durch diese Kombination hat der Commodore das er- ste größere integrierte Transportsystem in New York geschaffen. Mindestgebot / minimum bid: 150 € Los 79 VF Wagner Palace Car Company New York, 05.11.1890, 190 Shares á US-$ 100 1853 wurde die 500.000 Dollar teure North Star fertig gestellt. Das Schiff galt als die luxuriöseste Yacht ihrer Zeit. Die Geschäfte liefen gut, und so machte sich Vanderbilt mit seiner gesamten Ver- wandtschaft im Mai 1853 zu einer großen Euro- pareise auf. Um sein Interesse bei der Accessory Transit während seiner Reise abzusichern, setzte er Charles Morgan und Commodore Cornelius Garrison als seine Bevollmächtigten ein. Morgan und Garrison nutzten ihre Position allerdings aus und hintergingen Vanderbilt. Es kam zum Transit War. Als der Commodore im Herbst 1853 aus Europa zurückkam, schrieb er an die bei- den Saboteure einen legendären Brief, in dem er ihnen mit dem Ruin drohte. In der Folgezeit kaufte der Commodore Aktien und Anleihen der Accessory Transit auf. Nach drei Jahren, 1856, hatte Vanderbilt die Vorherrschaft zurückge- wonnen. Jetzt ging er zum Gegenangriff über: Er verhandelte in den folgenden zwei Jahren die Transitrechte mit Nicaragua neu und sicherte sich dabei Rechte für die kommenden 50 Jahre. Damit war die Geschäftsbasis von Morgan und Garrison (beide hatten nach ihrem Rausschmiss eine Konkurrenzfirma eröffnet) entzogen. Fort- an mussten sie 672.000 Dollar pro Jahr für die Transitrechte zahlen. Vanderbilt hingegen ver- kaufte seine Schiffe, kassierte die Gebühren und finanzierte damit den Aufbau seines legendären Eisenbahnnetzes. Mindestgebot / minimum bid: 300 € Los 76 EF New Jersey Junction Railroad Company 30.06.1886, Teilblankett eines 4 % First Mort- gage Bond mit einer Laufzeit von 100 Jahren über US-$ 1.000, #2105, 34,6 x 24 cm, braun, schwarz, Knickfalten, nicht entwertet, KB. Die restlichen Kupons hängen auf 4 Blättern an, Abb.: Hafenszene, rückseitig im Original von John Pierpont Morgan (JP Morgan) und Harris C. Fahnestock unterzeichnet. Beide Signaturen sind in einer vorzüglichen Qualität. Nachdem sich Morgan (1837-1913) sein Lehrgeld im Betrieb seines Vaters verdient hatte, zog es ihn bald an die Wall Street. Dort fiel er das erste Mal auf, als er 1869 gemeinsam mit Jay Gould und James Fisk die Kontrolle über die Albany and Susquehanna Railroad übernahm. Später glänzte er durch den Bau, die Reorganisation und den Betrieb zahlreicher Eisenbahnlinien. Um die Jahrhundertwende finanzierte er die beiden gewaltigen Trusts International Mercan- til Marine und United States Steel. Noch heute gehört JP Morgan Chase zu den großen Finanz- häusern der Wall Street. Mindestgebot / minimum bid: 250 € Los 77 VF+ Scandinavian National Bank Chicago, Illinois, 15.05.1872, 10 Shares of Capital und eröffnete gemeinsam mit Maurice B. Clark eine Maklerfirma. Schon bald erhielten sie auch Aufträge für Ölbohrungen in Pennsylvania. 1863 nahmen sie mit Samuel Andrews einen neuen Teilhaber auf und firmierten fortan unter An- drews, Clark & Co. Sie hatten es dabei weniger auf neues Kapital, sondern vielmehr auf Andrews Patente zur Raffinierung von Rohöl zu Benzin abgesehen. Nachdem die Firma weitere Teilha- ber aufnahm, kam es 1865 zu einem Streit über die weitere Unternehmensführung, woraufhin die Firma an den Meistbietenden versteigert wurde. Rockefeller bekam für die riesige Summe von 72.500 Dollar den Zuschlag. Anschließend machte er Andrews wieder zu seinem Partner. Sie kauften ein Jahr später zwei Raffinerien in Cleveland. Durch die erhaltenen Patente wa- ren sie nun die einzige Raffinerie, die reinstes Benzin, Heizöl und Petroleum herstellen konn- te. 1870 gründete Rockefeller zusammen mit seinem Bruder William, Henry M. Flagler und einigen anderen dann die Standard Oil Com- pany. Diese verleibte sich - teilweise auch über Drittfirmen - den größten Teil der Konkurrenten ein. Bereits Ende der 1870er Jahre kontrollierte die Standard Oil 90 Prozent der amerikanischen Ölförderung. Später wurden die Aktien der 37 Anteilseigner in die Standard Oil Trust gebracht, die neun Trustees hatte - angeführt von John D. Rockefeller. 1890 erließ der Bundesstaat Ohio den „Sherman Act“ gegen die Firma, welcher die Zerschlagung zur Folge hatte. Da in New Jersey eine andere Rechtsprechung galt, verlegte Rockefeller den Sitz der Firma dorthin. Fortan hieß das Unternehmen „Standard Oil Compa- ny of New Jersey“. 1911 zog sich Rockefeller von der Unternehmensführung zurück. Im gleichen Jahr ordnete der oberste Gerichtshof allerdings die Zerschlagung in 38 eigenständige Firmen an. Zu ihnen zählten unter anderem Exxon und Mo- bil. Paradoxerweise erlaubte die Kartellbehörde erst vor einigen Jahren wieder die Fusion dieser beiden Unternehmen zu ExxonMobil. Mit einem cleveren Trick erschloss Rockefeller der Standard Oil den riesigen Markt in China: Er schenkte den Chinesen Kerosinlampen, genannt Mei Foo. Sie sollten die alten Lampen ersetzen, die man mit pflanzlichem Öl betreiben konnte. Das nötige Kerosin mussten die Chinesen dann bei der Standard Oil einkaufen. John Davison Rockefell- er starb am 23. Mai 1937 im Alter von 97 Jahren. Sein Vermögen wurde zu dieser Zeit auf rund zehn Milliarden Dollar geschätzt. Mindestgebot / minimum bid: 300 € Los 75 VF Manhattan Company New York, 25.04.1827, Scheck über US-$ 300, o. Nr., 6,7 x 20 cm, schwarz, beige, handschriftlich, schnittentwertet, Original-Signatur William Gib- bons, rückseitig Original-Signatur des Commo- dore Cornelius Vanderbilt! Mit der Accessory Transit Co. of Nicaragua leg- te der Commodore Cornelius Vanderbilt den Grundstein für sein Imperium. Im Frühjahr

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