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Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen auf unserer Zeitreise durch vier Jahrhunderte Finanzgeschichte. In
dem vorliegenden Katalog präsentieren wir Ihnen die 50 herausragendsten, interessantes-
ten, für die wirtschaftliche Entwicklung bedeutendsten sowie die seltensten Historischen
Wertpapiere unserer Auktion. Mit Hilfe der vorliegenden Wertpapiere wurden kühne Pro-
jekte finanziert, Visionen in die Tat umgesetzt und der Lauf der Geschichte entscheidend
geprägt. Alle angebotenen Wertpapiere hatten eine Finanzierungsfunktion. Hinter ihnen
standen wagemutige Investoren auf der einen und nicht minder risikobereite Unternehmer
auf der anderen Seite. Diese Kombination aus Finanzier und Macher ist es, die erfolg-
reiche Unternehmen hervorgebracht hat. Denn was nützt die beste Idee, wenn das nötige Kleingeld zur erfolgreichen Umsetzung
fehlt? Und was nützt noch so viel Geld, wenn es in zweit- und drittklassige Projekte fließt?
Beginnen wir unsere Zeitreise im Jahr 1720. Der Handel mit fernen Ländern in Asien und Amerika dominierte in dieser Zeit das Ge-
schehen. Nationen wie Großbritannien, die Niederlande und Spanien erlangten durch ihre Handelsaktivitäten Wohlstand. Viele der
entsandten Schiffe kamen nach Monaten beschwerlicher Reise mit einer großen Ladung an Gewürzen, Seide und Edelmetallen zurück.
Andere Expeditionen scheiterten. Schiffe gingen unter oder wurden von Piraten überfallen. Chancen und Risiken lagen eng beieinan-
der. Und was liegt da näher, diese gemeinsam zu tragen, indem die Geschäfte in einer Aktiengesellschaft abgewickelt werden?
Die Bedeutung des Welthandels wurde Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts von dem Bau von Kanälen und später vom
Eisenbahnwesen abgelöst. Auch hier taten sich risikobereite Anleger zusammen um Projekte gemeinsam zu finanzieren. Dass das
nicht immer gut geht, zeigt die Company of Proprietors of the Southampton and Salisbury Canal Navigation. Sie wurde 1795 ge-
gründet. Aber selbst Anfang 1803 waren nur vier Meilen des auf 13 Meilen geplanten Kanals fertig. Die Firma hatte Probleme, Geld
für den weiteren Kanalbau zu erhalten, konnte nur noch bis 1804 Maut kassieren, der Kanal wurde geschlossen und die Firma 1808
aufgelöst. Ein Fiasko für die Anteilseigner.
Erfolgreicher waren da schon die Eisenbahnprojekte – die vielen Kanälen Mitte des 19.
Jahrhunderts sprichwörtlich das Wasser abgruben. Besonders herauszuheben ist hier die
Gotthardbahn. Noch heute profitieren wir von der Investitionsbereitschaft der Aktionäre.
Hier zeigt sich noch etwas weiteres: Große Projekte gelingen nur, wenn neben dem Kapital
auch eine große Persönlichkeit – in diesem Fall Alfred Escher – ganz hinter einer Idee ste-
hen und diese mit aller Kraft vorantreiben.
Doch das nützt alles nichts, wenn zwei wesentliche weitere Faktoren für erfolgreiches Wirt-
schaften fehlen: Energie und Kapital. Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte daher der Bergbau
seine Blütezeit. Zudem entstanden reihenweise Kreditinstitute, die den Kapitalhunger der
Gesellschaften stillten. Gleichzeitig erlebte die Aktie um 1870 vor allem in Deutschland
einen ersten Boom. Ob kleine Brauereien, Zuckerraffinerien, Schifffahrts- oder Tabakge-
sellschaften, Aktiengesellschaften fanden sich in nahezu allen Wirtschaftszweigen.
Die Aktie war aber auch schon immer eine Form des Social Sponsorings. Vor allem Zoologische Gärten haben hiervon profitiert. Ob
die Tiergehege in großen Städten wie Kopenhagen oder in kleineren Städten wie Münster standen, eines hatten die Aktien gemein:
Sie waren hochdekorativ gestaltet, wollte man mit ihnen doch auch das Geld für die Projekte einwerben. Das gilt auch für die Aktie
der Neuen Theater-AG. Das über die Aktienplatzierung erlöste Geld diente der Finanzierung der Alten Oper in Frankfurt. Selbst der
König der Stummfilmzeit, Charlie Chaplin, gründete seine eigene Aktiengesellschaft und finan-
zierte damit die Chaplin Studios in Hollywood, in denen von 1918 bis 1952 alle Chaplin-Filme
gedreht wurden.
Sie sehen, viele der mit Hilfe unserer alten Aktien und Anleihen finanzierten Projekte und Firmen
haben das Bild unserer Welt entscheidend mitgeprägt.
Damit sind wir am Ende unserer kleinen Reise durch vier Jahrhunderte Finanzgeschichte ange-
kommen. Wir laden Sie herzlich zu unserer Versteigerung dieser 50 Zeitzeugen von Hausse und
Baisse ein. Die Auktion findet am 10. November 2012 ab ca. 15.30 Uhr (Beginn der Hauptaukti-
on um 11.00 Uhr) statt. Nutzen Sie diese einzigartige Gelegenheit und schreiben Sie Ihr eigenes
Kapitel Finanzgeschichte.
Viel Freude wünscht Ihnen
Matthias Schmitt
Einleitung