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Die Karte aus dem Jahr 1645 zeigt den Verlauf des Ka-
nals: Er startet bei Rheinberg am Rhein. Von dort aus
läuft er nördlich von Kamp-Lintfort am Kloster Kamp
vorbei zwischen Sevelen und Issum in Richtung Geldern.
Weiter führt er südlich an Walbeck vorbei – dort führt
er noch Wasser und wird heute Grift genannt. Zwischen
Arcen (Niederlande) und Straelen knickt der Kanal dann
Richtung Süden ab. Bei Venlo mündet er in die Maas.
Große Teile des Verlaufs der Fossa Eugeniana sind noch
gut erkennbar. Auch sind noch einige Schanzen sichtbar.
Dies gilt vor allem für den Abschnitt zwischen Geldern
und Rheinberg. Auf dem Bild ist die Großschanze 6 zu
sehen. Ende der 1990er Jahre wurde entlang der Fossa
Eugeniana ein grenzüberschreitender, rund 60 Kilome-
ter langer Weg für Wanderer, Radwanderer und Skater
gebaut, der auch an zahlreichen Sehenswürdigkeiten der
Gegend vorbei führt.
Alter Rhein-Canal / Fossa Eugeniana
Die Ursprünge des Alten Rhein-Canals liegen in dem 1626
begonnenen
Fossa Eugeniana.
Dieser Kanal sollte Rhein und
Maas miteinander verbinden. Die Länge des Kanals betrug
rund 50 Kilometer. Durch die Ausgabe von Aktien wollte die
Stadt Rheinberg in den 1840er-Jahren offensichtlich das letzte
Teilstück finanzieren.
Erste Ideen einer Verbindung von Rhein und Maas gab es be-
reits im 1. Jahrhundert nach Christus. Seinerzeit stellte der
römische Befehlshaber Corbulo solche Planungen aus militä-
rischen Überlegungen an. Militärische Überlegungen waren es
auch, die 1626 den Bau der Fossa Eugeniana vorantrieben. Im
80jährigen Krieg der Spanier mit den aufständischen Nieder-
landen war der Rhein für die Spanier von großer Bedeutung.
Allerdings waren beide Mündungsarme für die Spanier nicht
zugänglich. Der Kanal sollte nun vom kurkölnischen Rhein-
berg in das seinerzeit spanische Geldern führen. Die Spanier
planten noch Größeres: Es war angedacht, den Kanal bis zur
Schelde bei Antwerpen weiterzuführen.
Benannt wurde der Kanal nach der spanisch-niederländischen
Regentin Isabella Clara Eugenia. Sie war die Tochter von
Philipp II. Zudem war der Kanal als Verteidigungslinie gegen die abfallenden Generalstaaten gedacht. An der Südseite wurde
daher ein Wall aufgeworfen. Dieser wurde durch 24 Schanzen versehen (siehe auch Foto unten).
Mit dem Bau des Kanals wurde am 21. September 1626 begonnen. Die technische Leitung hatte Giovanni di Medici. Beteiligt
war auch der Feldherr Marquis Spinola - vermutlich zum militärischen Schutz. Schon nach kurzer Zeit bauten rund 8.000
Arbeiter an dem ehrgeizigen Projekt. Zunächst ging es schnell voran. Bereits am 17. Juni 1627 besichtigte die Namensgeberin
Isabella Clara Eugenia den Verlauf des Kanals von Venlo über Straelen nach Geldern.
So leicht der Bau der ersten Hälfte des Kanals war, so schwierig wurde es in der Folgezeit. Der Bau wurde immer wieder
sabotiert und angegriffen um den Spaniern keine neuen Nachschubwege zu eröffnen. Der Kanal war derart beschaffen, dass
er sich mit Küstenfahrzeugen befahren ließ, die genügend Platz hatten um sich gegenseitig auszuweichen.
Im Jahr 1629 mussten die Arbeiten eingestellt werden. Ein wichtiger Grund war die schwierige finanzielle Lage Spaniens.
Aber auch die zahlreichen Sabotageakte ließen das Projekt scheitern. Mit dem Fall von Rheinberg im Juni 1633 war das vor-
läufige Ende des Projekts besiegelt. Das letzte Stück zwischen Geldern und Rheinberg blieb unvollendet.
Offensichtlich hatte die Stadt Rheinberg großes Interesse dar-
an, dieses letzte Teilstück fertig zu stellen. Daher entschloss
sie sich im Dezember 1841 zur Ausgabe der „Aktien“. Das In-
vestment sollte mit fünf Prozent Zinsen schmackhaft gemacht
werden. Auch die Tatsache, dass der Bürgermeister und der
Gemeinderat das Papier signiert haben, spricht dafür, dass das
Papier eher den Charakter einer Anleihe oder eines Genuss-
scheins hatte.
Trotz der verlockenden Zinsen und der hochrangigen Unter-
schriften schien die Platzierung der Papiere nur schleppend
verlaufen zu sein. Denn auf der hier angebotenen Nummer 29
wurde das Ausgabedatum auf das Jahr 1847 geändert. In den
sechs Jahren kamen also gerade mal 2.900 Thaler herein. Sicher
zu wenig um den Bau fertig zu stellen.
Interessant ist auch die Gestaltung des Papiers. Neben zwei
Schiffen und einer Kutsche ist links unten auch eine Eisen-
bahn zu sehen. Das Aufkommen der Bahn und die dadurch
entstehende Konkurrenz führte dann auch in den 1840er und
1850er Jahren dazu, dass der Bau von Kanälen weniger lukra-
tiv wurde.