31. Auktion für Historische Wertpapiere Teil 2 - 26 October 2013 - page 3

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Einleitung
Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen auf unserer Zeitreise durch vier Jahrhunderte Finanzgeschichte. In
dem vorliegenden Katalog präsentieren wir Ihnen die 50 herausragendsten, interessante-
sten, für die wirtschaftliche Entwicklung bedeutendsten sowie die seltensten Historischen
Wertpapiere unserer Auktion. Mit Hilfe der vorliegenden Wertpapiere wurden kühne Pro-
jekte finanziert, Visionen in die Tat umgesetzt und der Lauf der Geschichte entscheidend
geprägt. Alle angebotenen Wertpapiere hatten eine Finanzierungsfunktion. Hinter ihnen
standen wagemutige Investoren auf der einen und nicht minder risikobereite Unterneh-
mer auf der anderen Seite. Diese Kombination aus Finanzier und Macher ist es, die erfolg-
reiche Unternehmen hervorgebracht hat.
Finanzierbar waren diese wagemutigen Unternehmungen nur, da sie auf viele Schultern
verteilt wurden. Ein schönes Beispiel hierfür ist die Real Compañia Guipuzcoana de Cara-
cas. Sie war die erste größere spanische Handelsgesellschaft, die als Aktiengesellschaft fir-
mierte. Die gefährlichen Reisen der Gesellschaft starteten in San Sebastian und versorgten
die spanische Provinz Venezuela mit Waren aus dem Mutterland. Auf dem Rückweg wur-
de Produkte aus Venezuela, vor allem Kakao transportiert und neben San Sebastian auch
Sevilla und Cádiz angelaufen. Für einen einzelnen Schiffseigner wäre das Risiko, dass das
Schiff von Piraten überfallen wird, viel zu groß gewesen. Mittels der Aktiengesellschaft
konnten viele Schiffe geschickt werden und das damals noch hohe Risiko durch Streuung
und durch das Verteilen auf viele Schultern gesenkt werden.
Die besten Erfindungen bringen dem Erfinder nur wenig, wenn nicht das nö-
tige Kapital zur gewinnbringenden Vermarktung vorhanden ist. Das erkannte
das Genie Thomas Alva Edison recht schnell. Daher gründete er mehrere Ak-
tiengesellschaften, in denen er seine mehr als 1.500 Erfindungen einbrachte
und gewinnbringend vermarktete.
Historische Wertpapiere dokumentieren jedoch nicht nur das Vertrauen in
die handelnden Personen und in deren Ideen, sondern auch Misstrauen. Sehr
schön ist das an der von der Robert Bosch AG ausgegebenen Anleihe aus dem
Jahr 1926 zu sehen. Hier war es weniger das Misstrauen gegenüber der Firma,
als gegenüber der damals noch recht jungen Reichsmark. In der Hyperinflati-
on des Jahres 1923 verloren viele Anleiheinhaber große Vermögen, da sie am
Ende nur wertlose Geldscheine erhielten.
Vertrauen sollten Wertpapiere früher auch durch ihre optische Gestaltung
erwecken: Während Gesellschaften heute bei der Aktienausgabe große Werbe-
kampagnen fahren, musste damals das Aktienzertifikat selbst als Werbemedi-
um herhalten. Viele Gesellschaften engagierten sogar renommierte Künstler
für diese Aufgabe. So gestaltete Alfons Mucha die Aktien des Kaufhauses Paris-France. Ein
wahres Kunstwerk ist auch die Aktie der Eidgenoessischen Bank AG aus dem Jahr 1918.
Eine idyllische Landschaft sowie ein herrliches Stadtbild zieren das auf Deutsch und Fran-
zösisch verfasste Papier.
Eine dekorative Gestaltung war aber auch gefragt, wenn nicht finanzielle, sondern kultu-
relle Aspekte im Vordergrund des Investments standen, wie beispielsweise bei den Zoolo-
gischen Gärten von Berlin und Dresden. Hier wurden vor allem reiche Zeitgenossen ange-
sprochen. Für Sammler Historischer Wertpapiere hat dies den angenehmen Nebeneffekt,
dass sich heute auf so mancher Aktie die Original-Signatur wichtiger Persönlichkeiten
wiederfindet. Bismarcks Bankier, Gerson Bleichröder, hat 1871 beispielsweise Geld für den
Berliner Zoo locker gemacht und bei der Übertragung der Aktie persönlich unterschrie-
ben.
Damit sind wir am Ende unserer kleinen Reise durch vier Jahrhunderte Finanzgeschichte
angekommen. Wir laden Sie herzlich zu unserer Versteigerung dieser 50 Zeitzeugen von
Hausse und Baisse ein. Die Auktion findet am 26. Oktober 2013 ab ca. 13.30 Uhr (Beginn
der Hauptauktion um 10.00 Uhr) statt. Nutzen Sie diese einzigartige Gelegenheit und
schreiben Sie Ihr eigenes Kapitel Finanzgeschichte.
Viel Freude wünscht Ihnen
Matthias Schmitt
Anleihe der Robert Bosch AG aus dem
Jahr 1926: Nach der Hyperinflation grif-
fen Anleger nur zu, wenn der Bond in ei-
ner stabilenWährung aufgelegt wurde.
Ein einziges Kunstwerk ist die Aktie der Eidgenoessi-
schen Bank aus Zürich.
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